Wehrmedizinische Monatsschrift

RATIONALER ANTIBIOTIKAEINSATZ IM FOKUS

Zweites Netzwerktreffen „Diagnostic & Antibiotic Stewardship“ in der Bundeswehr in München, 25. und 26. November 2019

Hintergrund

Neben dem Wiederaufflammen von impfpräventablen Infektionserkrankungen (wie Masern) oder den Auswirkungen, die der Klimawandel zukünftig auf die Gesundheit der Weltbevölkerung haben wird, nennt die WHO unter den 10 größten Bedrohungen für Global Health die ­zunehmende Ausbreitung antibiotikaresistenter Erreger [1].

Dabei ist die Bedrohung für die modernen Gesundheitssysteme der Industrieländer bereits heute sehr konkret, da effektiv wirksame Antiinfektiva nicht nur in der Therapie von Infektionen benötigt werden, sondern auch in der Infektionsprophylaxe bei einer Vielzahl operativer Eingriffe oder im Rahmen der Chemotherapien [2].

Bei aller Aufmerksamkeit, die Infektionen durch multiresistente Erreger (MRE) heute haben, liegen die Schwerpunkte von Antibiotic Stewardship (ABS) aber auch auf der rationalen und leitliniengerechten Diagnostik und Therapie einer Vielzahl von infektiösen Erkrankungen, die nicht durch MRE verursacht werden. In diesem Zusammenhang setzt sich vermehrt auch die Bezeichnung „Diagnostic and Antibiotic Stewardship“ durch. Beide Begriffe haben auch Eingang in das Logo des Sanitätsdienstes der Bundeswehr für diesen Aufgabenbereich gefunden (siehe Gruppenbild).

Die Teilnehmenden am ABS-Netzwerktreffen des AK ART aus Klinik, Regionalen Sanitätseinrichtungen und den Kommandos

Netzwerktreffen ABS November 2019

„Sich auf den aktuellen Wissensstand bringen“ und „Fachlicher Austausch mit und unter Experten“ waren die Hauptziele des Netzwerktreffens ABS, das am 25. und 26. November 2019 mit mehr als 60 Teilnehmenden an der Sanitätsakademie der Bundeswehr (SanAkBw) in München stattfand. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung durch den Arbeitskreis Antiinfektiva, Resistenzen und Therapie (AK ART), der 2017 durch den stellvertretenden Inspekteur des Sanitätsdienstes und Kommandeur Gesundheitseinrichtungen, Generalstabsarzt Dr. Schoeps, mit dem Ziel ins Leben gerufen wurde, „konzernweit“ und nicht nur in den Bundeswehrkrankenhäusern (BwKrhs´ern) einen rationalen Umgang mit Antiinfektiva zu fördern.

Erstmalig war das Netzwerktreffen nach dem Startschuss am BwKrhs Berlin im Jahre 2014 auch für die Kameradinnen und Kameraden aus dem Bereich der ambulanten medizinischen Versorgung offen, die zahlreich teilnahmen.

Breite Themenpalette

In München wurde eine breite und interessante Palette von Themen aus der Infektiologie und Tropenmedizin, die die Einsatzsituation wiederspiegelten, aus dem Bereich des ambulanten und klinischen Einsatzes von Antiinfektiva sowie aus der mikrobiologischen Diagnostik, vorgestellt und diskutiert.

Highlights waren jeweils die Vorträge über den Einsatz der präexpositionellen HIV-Prophylaxe (HIV-PrEP), die Eingang in die unentgeltliche truppenärztliche Versorgung gefunden hat, sowie zum therapeutischen Drug-Monitoring der Betalaktam-Antibiotika – ein Bereich, in dem der Sanitätsdienst der Bundeswehr eine Vorreiterfunktion innehaben kann.

Aus der Praxis – für die Praxis

Auf besonderes Interesse stießen die Präsentationen von ABS-Projekten durch die Teilnehmenden selbst. Es bestand der übereinstimmende Wunsch, den Anteil dieser Kurzvorträge „aus der Praxis für die Praxis“ bei zukünftigen Tagungen noch weiter auszubauen.

Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass ein Netzwerktreffen „ABS“ auch im Jahre 2020 stattfinden muss. Der Erfahrungsgewinn, den alle mit nach Hause nehmen konnten und zu dem sie selbst alle beigetragen hatten, wurde als enorm hoch und wichtig bewertet.

Beispiele für verfügbare Dokumente und Anwendungen zum ABS

Download-Service

Aktuelle Dokumente stehen im Intranet der Bundeswehr zur Verfügung:

1. Empfehlungen des AK AR:T

https://wiki.bundeswehr.org/display/HygMgmtBw/Stellungnahmen+des+AK+ART

2. Fortbildungsmaterialien des AK ART:

https://wiki.bundeswehr.org/pages/viewpage.action?pageId=1589580029

Sie können auch bei der Verfasserin dieses Berichtes angefordert werden.

WMM Download-Service

Nachfolgende Veröffentlichungen aus dem AK ART werden in der E-Paper-Version dieser Ausgabe der WMM (aufrufbar über www.sanitaetsdienst-bundeswehr.de, www.wehrmed.de oder direkt unter www.wmm-online.de) zum Download bereitgestellt:

Ausblick

Das 3. Netzwerktreffen ABS (5.-7. Oktober 2020) wird wieder an der SanAk Bw in München stattfinden. Durch die Verlängerung um einen Tag soll mehr Zeit für die Diskussion, den kollegialen Austausch und die Präsentation eigener ABS-Projekte, vor allem aus den Regionalen Sanitätseinrichtungen, zur Verfügung stehen.

Denkbar ist auch die Kurzvorstellung von Projekten in der Wehrmedizinischen Monatsschrift; das E-Paper der „WMM“ bietet hier die Möglichkeit, auch vor Ort erstellte Dokumente wie Merkblätter, Ablaufpläne, Auswertungen usw. einer breiten Leserschaft – auch außerhalb des Sanitätsdienstes – zur Verfügung zu stellen. Mit dem Beitrag von Markoff und Wagner aus Berlin in der Online-­Ausgabe der WMM 1-2020 zur ABS-App (ABappS) wurde hier ein Anfang gemacht.

Literatur

  1. WHO: Ten threats to global health in 2019. WHO 2019: , zuletzt abgerufen am 19.12.2019 mehr lesen
  2. WHO: Antimicrobial resistace. WHO 2018. , zuletzt abgerufen am 19.12.2019 mehr lesen

 

Für den Arbeitskreis

Antiinfektiva, Resistenzen und Therapie

Oberfeldarzt Dr. Svenja Liebler

Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr

Dezernat VI 1.2
Von-Kuhl-Str. 50, 56070 Koblenz
E-Mail: svenjaliebler@bundeswehr.org