Christian Schönfeld
Tropenmedicus
Reise- und tropenmedizinisches Handbuch
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2020
272 Seiten, kartoniert, 21,0 x 29,7 cm
ISBN: 978-3-8047-4074-7 (49,80€)
Die medizinische Reiseberatung gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Das jetzt bei der Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft Stuttgart erschienene reise- und tropenmedizinische Handbuch „Tropenmedicus“ von Christian Schönfeld soll einen raschen Überblick über die medizinische Situation in Reiseländern vermitteln und so eine suffiziente Reiseberatung privat und beruflich Reisender ermöglichen. Es basiert auf den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Globale Gesundheit e. V., der Weltgesundheitsorganisation (WHO), des US-Centers for Disease Control and Prevention und des Robert Koch-Instituts sowie dessen Ständiger Impfkommission.
Nach Ländernamen alphabetisch sortiert finden sich klassische medizinische Länderinformationen zu den einzelnen Reiseländern, zu Impfstoffen und Impfungen, Krankheiten von A-Z, Malaria und abschließende Hinweise für Reisende mit allgemeinen Reiseinformationen und -risiken. Zu jedem Land werden kurz und prägnant klimatische Bedingungen (u. a. Regenzeit) sowie abhängig vom Reisezweck (privat/beruflich) mögliche Krankheitsrisiken und entsprechende Indikationsimpfungen vorgestellt. Die Unterscheidung zwischen privat bzw. beruflich Reisenden ist sinnvoll, setzt jedoch das Lesen der Einführungsseiten voraus, da entsprechende Erklärungen zu Risikogruppen und Risikoexposition im weiteren Verlauf fehlen. Malariaexponierte Reiseländer sind mit auf Landkarten entsprechend farblich gekennzeichneten Risikozonen versehen, die Schrift ist allerdings teils etwas schwer lesbar. Das Themengebiet Malaria überzeugt insgesamt mit einer guten und leicht verständlichen Zusammenfassung sowie weitreichendem Blick auf die Malariachemoprophylaxe bei Vorerkrankungen, auf Kontraindikationen bei einer Malariatherapie, aber auch mit Empfehlungen für Langzeitaufenthalte.
Die Krankheiten sind sowohl karteikartenartig für Fachpersonal als auch für Patienten in Textform gut verständlich zusammengefasst und geben schnell einen Überblick über das Krankheitsbild und sein Vorkommen. Schematische Karten der WHO zum weltweiten Vorkommen sind anschaulich, jedoch sehr klein abgebildet. Bei der Meningokokken-Meningitis wäre eine weltweite Übersicht mit Differenzierung der Stämme sinnvoll, da hieraus explizite Impfvorgaben resultieren. Länderspezifische Hinweise zu neu aufgetretenen oder sporadischen Fällen von Gelbfieber, Polio oder Japanischer Encephalitis in den letzten Monaten sind hilfreich.
Das Kapitel Impfstoffe mit entsprechenden Grundimmunisierungs-, Auffrischungs-oder Postexpositionsimpfschemata – insbesondere auch zur Schnellimmunisierung – sowie die zugehörigen Hinweise über neue WHO-Leitlinien oder auch Hinweise zu aktuell laufenden Studien ist sehr ausführlich und umfassend gelungen. Hilfreich wäre hier eine Ergänzung durch den Standardimpfkalender für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Fazit
Das Arbeiten mit diesem Buch erfordert geographisches Vorwissen, da die Karten recht klein und wenig detailreich sind, was ein Verfolgen von Reiserouten während der Beratung erschwert. Außerdem ist ein initiales „Vertrautmachen“ mit dem Werk notwendig, da wichtige Kapitel wie Tollwutpostexpositionsprophylaxe, Erklärungen zu Risikoexpositionen oder schlicht Übersichten, z. B. über Denguefieber-Endemiegebiete, nicht im Inhaltsverzeichnis zu finden sind.
Generell ist der „Tropenmedicus“ jedoch zu empfehlen. Das Buch ist leicht verständlich, differenziert in den Empfehlungen zu benötigten Impfungen, enthält viele kleine sinnvolle Hinweise zum aktuellen Krankheitsgeschehen, zu kommenden Neuerungen oder wichtigen Datenbanken. Bei einem günstigen Preis ist es nicht nur ein kompaktes Übersichtswerk für Hausärzte oder reisemedizinisch tätige Mediziner, sondern aufgrund der leichten Verständlichkeit auch für interessierte Patienten bzw. Reisende geeignet.
Oberstabsarzt Carina Gottwald
Fachbereich Tropenmedizin am Bernhard-Nocht Institut
Bundeswehrkrankenhaus Hamburg
E-Mail: carinagottwald@bundeswehr.org