Editorial
Sehr geehrte Leserin,
sehr geehrter Leser,
wenn von Forschung in der Wehrmedizin die Rede ist, so verbinden viele damit zunächst die forschenden Institute für Mikrobiologie, Radiobiologie, Pharmakologie und Toxikologie oder Präventivmedizin bzw. denken an die Luft- und Raumfahrtmedizin sowie die maritime Medizin. Dabei findet seit Jahrzehnten ein großer Teil der wissenschaftlichen Arbeit im Sanitätsdienst in den Kliniken bzw. Zentralen Instituten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr statt – also in Einrichtungen, die in erster Linie einen Behandlungs- bzw. Untersuchungsauftrag erfüllen. Hier war und ist es oftmals vom Engagement Einzelner abhängig, ob es gelingt, vor allem unseren Nachwuchs für eigenständige wissenschaftliche Arbeit zu begeistern. Dass dieses möglich ist und dabei weit in die Zukunft wirkende Impulse gesetzt werden können, hat nicht zuletzt Heinz Gerngroß gezeigt, der vom Bundeswehrkrankenhaus (BwKrhs) Ulm aus weit über die Bundeswehr hinaus die Entwicklung der modernen Unfallchirurgie in Deutschland beeinflusst hat.
Zur Professionalisierung der wehrmedizinischen Forschung wurde in den Bundeswehrkrankenhäusern ein hauptamtliches Forschungs- und Wissenschaftsmanagement etabliert. Dieses wird die fachliche Vernetzung innerhalb der Klinik, zu anderen BwKrhs und in den universitären Bereich weiterentwickeln. Für das BwKrhs Ulm stehen dabei die Kooperation mit der Universität Ulm und der Forschungsverbund mit der Universität der Bundeswehr in München im Vordergrund. Insbesondere sollen durch das Forschungs- und Wissenschaftsmanagement aber auch die Inter- und Multidisziplinarität in der klinischen Forschung gefördert und die Forschenden bei der Organisation ihrer Projekte beraten und unterstützt werden. In dieser Ausgabe wird beispielhaft der Aufgabenbereich des Forschungs- und Wissenschaftsmanagers am BwKrhs Ulm vorgestellt. Ferner wird am Beispiel des Netzwerks „Defeat PANDEMIcs“, an dem das BwKrhs Ulm unter Federführung von Oberfeldarzt Prof. Dr. Dr. Steinestel beteiligt ist, die Bedeutung der Zusammenarbeit mit den Fachgesellschaften aufgezeigt. Der Beitrag von SCHULZ et al. belegt mit einer retrospektiven Analyse der Ergebnisse unterschiedlicher Behandlungsverfahren bei Wirbelkörperfrakturen, welche Möglichkeiten ein BwKrhs in Bezug auf die Auswertung vorhandener klinischer Daten hat. Und nicht zuletzt ist auch die in dieser Ausgabe veröffentlichte Arbeit von GUND et al. zu Schutzmasken als Kontaminationsquelle in der zahnärztlichen Praxis, die aus gemeinsamer Forschung der Universität des Saarlandes und des BwZKrhs Koblenz resultiert, ein Beweis für erfolgreiche zivil-militärische Forschung.
Die Fachgesellschaften spielen für die wissenschaftliche Arbeit eine Schlüsselrolle. Die Deutsche Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. bringt dabei als einzige Deutsche Fachgesellschaft alle Approbationen und Fachgebiete des Sanitätsdienstes der Bundeswehr unter ein Dach. Mit 16 ausgewählten Kurzbeiträgen zu Vorträgen, Postern und aus den Arbeitskreisen des 51. Jahreskongresses der DGWMP e. V., der am 23. und 24. Oktober 2020 in Rostock-Warnemünde stattfand, wird ein Ausschnitt aus der aktuellen wehrmedizinischen Forschung vorgestellt.
Ich wünsche Ihnen viel Freude und interessante Informationen beim Lesen dieser Ausgabe.
Oberstarzt Dr. Jörg Ahrens
Bundeswehrkrankenhaus Ulm
Kommandeur und Ärztlicher Direktor