Wehrmedizinische Monatsschrift

PUMA C 1 – der Intensivkurs für den Truppenarzt: Auswertung der Ausbildung 2.0 (Vortrags-Abstract)

Andreas Westerfeld a, Lena Heidelmann a, Chris Wulfert a, Wilm Rost a, Knut Reuter a

a Bundeswehrkrankenhaus Hamburg

 

Thema und Zielsetzung

Die Methodik und Didaktik der „medizinischen“ Ausbildung hat sich wie auch die Gesellschaft in den letzten 10 Jahren gewandelt [3]. Neben einer Orientierung weg von der Beruflichkeit zu einer Freizeitorientierung der „Generation Y“, ist die berufliche wie auch die Freizeitwelt digitaler geworden. Mit einem IPad, einer Apple Watch und einem IPhone ausgerüstet rückt das Auswendiglernen von Kleintextinformationen in den Hintergrund, da diese jederzeit über Suchmaschinen abrufbar geworden sind. Die Medizin ist leitlinienorientiert und auch diese sind immer und überall abrufbar geworden. Zusammenfassend goldene Zeiten für eine fundierte und evidenzbasierte Medizin!

Die Auswüchse sind eine zunehmende Spezialisierung der Fachberufe weg vom Allgemein-(Mediziner) [2].

Gerade diese werden für die Tätigkeit im ambulanten Bereich der truppenärztlichen Versorgung benötigt. In den ersten 2 Jahren in ihrem Fachgebiet geschult, soll nun das allgemeinmedizinische Handwerk geschult werden.

In der hier aufgeführten Untersuchung werden die Ergebnisse aus 2 Jahren PUMA C Fortbildung am Bundeswehrkrankenhaus (BwKrhs) Hamburg dargestellt.

Ziel ist es zu überprüfen, welche Form des Unterrichtes beim Kurs und vor allem retrospektiv bei den Teilnehmern zu einem Wissenszuwachs geführt hat. Ebenso soll die Sinnhaftigkeit dieses Kurses überprüft werden.

Methodik

In den Jahren 2018 bis 2019 haben insgesamt 60 Sanitätsstabsoffiziere (SanStOffz) an dem PUMA C-Modul am BwKrhs Hamburg teilgenommen. Durch das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr ausgewählt befanden sich diese SanStOffz im letzten Drittel des 1. klinischen Weiterbildungsabschnittes oder waren bereits in der ambulanten Versorgung tätig.

In Schwerpunktmodule aufgeteilt beschäftigen sich die Teilnehmer mit der Diagnostik und Therapie der entsprechenden Krankheitsbilder. Die Module haben dabei keinen Vorlesungscharakter, sondern werden durch die zugeordneten Fachbereiche interdisziplinär erarbeitet. Ziel ist es dabei, das vorhandene Wissen aufzugreifen und zu vertiefen. Ergänzend hierzu werden technische Fertigkeiten vermittelt und vertieft.

Abb. 1: Beispiel für die interdisziplinäre Vorgehensweise im Modul „Akutes Abdomen“

So wird das Modul akutes Abdomen durch die Fachbereiche Innere Medizin, Urologie, Gynäkologie und Viszeralchirurgie interdisziplinär beleuchtet. Formen der Wundversorgung werden dargestellt und praktisch erlernt, wobei dabei auf die Gegebenheiten der ambulanten Versorgung eingegangen wird.

Jedes Modul wird durch die Teilnehmenden direkt im ­Anschluss evaluiert, um so eine schrittweise Weiterentwicklung und Verbesserung der Module zu erreichen.

Des Weiteren werden alle Teilnehmer nach 6 Monaten erneut angeschrieben, um zu evaluieren, ob ihnen das Erlernte bei der Bewältigung ihrer truppenärztlichen ­Praxis geholfen haben.

Ergebnisse

Die modulare und fallbezogene Struktur wird durch die Teilnehmenden sehr gut angenommen. Das veranschlagte Tagespensum ist dabei umfassend und geht über die reguläre Arbeitszeit hinaus. Dennoch wird der Kurs als kurzweilig und nicht ermüdend wahrgenommen.

Alle Fachbereiche werden in der Evaluation gut bis sehr gut bewertet, mit einer hohen allgemein medizinischen Relevanz. Auffällig sind immer bestimmte Themen, welche zumeist eher durch theoretischen Inhalt geprägt waren. Eine Anpassung des Formates weg von einer Vorlesung zu einer interaktiven Lerneinheit erbrachte im folgenden Durchgang immer eine bessere Benotung (Anstieg des Notendurchschnittes um mindestens eine Note).

Abb. 2: Der PUMA C-Kurs erhielt eine hohe Weiterempfehlungsquote

In der retrospektiven Nachbefragung wird der Kurs durchweg als positiv bewertet. So geben 95 % der Befragten an, dass sie den Kurs in dieser Form uneingeschränkt weiterempfehlen würden. Ebenso wurde angegeben, dass das Erlernte in der ambulanten Praxis bereits angewendet werden konnte.

Lediglich bei dem Zeitpunkt des Kurses zeigt sich Verbesserungspotenzial. Wünschenswert wäre es, so die Teilnehmer, bereits ein paar Wochen in der Truppenarztzeit zu sein oder wenige Wochen davor zu stehen, um einen besseren Bezug zu haben.

Abb. 3: Hinsichtlich des Zeitraums für den PUMA C-Lehrgang zeigt sich ein gewisses Optimierungspotenzial.

Fazit

Das Vorurteil einer „Generation Y“, die alles bereits aufgearbeitet präsentiert bekommen möchte, wurde bei uns nicht bestätigt. Im Gegenteil – es wird ein Fortbildungsformat gewünscht, in dem bestehendes Wissen vertieft und anwendbar gemacht wird [1]. Die Vermittlung von Fußnotenwissen ist aufgrund der Digitalisierung nicht mehr notwendig. „Red Flags“– als Symptome und Hinweise zu Erkrankungen, die eine sofortige Handlung nach sich ziehen müssen – sollen fallbezogen erarbeitet werden. Dieses Modell ist dabei keine grundlegende Neuerung. Große Ausbildungsformate wie Pre Hospital Trauma Life Support (PHTLS) und Advanced Trauma Life Support (ATLS) haben sich weg von Unterrichtseinheiten mit PowerPoint-Vorträgen hin zu fallbezogenen interaktiven Ausbildungseinheiten entwickelt. Dies ist erwachsenengerechte Ausbildung 2.0.

Die Schwierigkeit liegt hierbei darin, dass das Erreichen des Lernzieles maßgeblich vom Lehrenden abhängt, der sowohl die Teilnehmenden als auch das Ziel der Ausbildung im Auge haben muss [4].

Literatur

  1. Cooke M, Moyle K: Students' evaluation of problem-based learning. Nurse Education Today 2002; 22(4): 330-339. mehr lesen
  2. Deutsches Ärzteblatt: Ärztliche Versorgung zwischen Spezialisierung und Ganzheitlichkeit. Deutsches Ärzteblatt 2015; , letzter Aufruf 7. Dezember 2015. mehr lesen
  3. Pape-Kohler C, Chmelik C, Rose M, Heiss MM: Modern didactics in surgical education-between demand and reality. Zentralblatt für Chirurgie 2010; 135(6); 575-579 mehr lesen
  4. Shamsan B, Seyd AT: Evaluation of Problem Based Learning Course at College of Medicine. Int J Health Sci (Qassim) 2009; 3(2): 249–258. mehr lesen

 

Für die Verfasser

Oberstabsarzt Dr. Andreas Westerfeld

Bundeswehrkrankenhaus Hamburg

Klinik II – Allgemein- und Viszeralchirurgie

Lesserstr. 180, 22049 Hamburg

E-Mail: andreaswesterfeld@bundeswehr.org

 

Plenarvortrag beim 51. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehpharmazie e.V. (23.-24. Oktober 2020, Rostock-Warnemünde)


1 PUMA steht für „Postuniversitäre Ausbildung von Sanitätsoffizieren“; ­diese umfasst mehrere Abschnitte, die an der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München oder in den Bundeswehrkrankenhäusern durchlaufen werden. Im Abschnitt PUMA C wird grundlegendes klinisches Wissen – mit Schwerpunkt „für die truppenärztliche Praxis“ – vermittelt.