Wehrmedizinische Monatsschrift

Editorial

Sehr geehrte Leserin,

sehr geehrter Leser,

am 18. Mai 2021 stellten die Bundesministerin der Verteidigung und der Generalinspekteur der Bundeswehr die Eckpunkte für die Bundeswehr der Zukunft der Öffentlichkeit vor. Diese sehen eine konsequente Ausrichtung der Bundeswehr auf die Landes- und Bündnisverteidigung vor und werden Anpassungen der Führungs- und Organisationsstruktur zur Folge haben, um die Bundeswehr zukunftsfähiger zu machen. Noch sind nicht alle Fragen zur zukünftigen Ausgestaltung der Gesundheitsversorgung der Bundeswehr abschließend geklärt. Es wird in den nächsten Monaten darum gehen, die im Eckpunktepapier gestellten Prüffragen zu analysieren, um für alle Einsatzoptionen die geeignetsten Lösungen für die bestmögliche Gesundheitsversorgung der Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Beschäftigten zu entwickeln. Der Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt Dr. Baumgärtner, hat mit seinem Tagesbefehl vom 19. Mai 2021 alle Angehörigen des Sanitätsdienstes über das Eckpunktepapier in Kenntnis gesetzt und seine Vorgaben für die Weiterentwicklung des Sanitätsdienstes gemacht. Sie finden diesen Tagesbefehl auf den folgenden beiden Seiten dieser Ausgabe.

Generalstabsarzt Dr. Weller, Chef des Stabes Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr, befasst sich in einem Supplement, welches Sie in der Heftmitte finden, ausführlich mit den Per­spektiven für den Sanitätsdienst und gibt mit seinen „Gedanken zur Zukunftsentwicklung der Gesundheitsversorgung der Bundeswehr“ für den vor uns liegenden Prozess der Umgestaltung wichtige Denkanstöße.

Unabhängig von zukünftigen Kommandostrukturen sind erfolgreiche Personalgewinnung und -bindung Grundvoraussetzungen für einen funktionierenden Sanitätsdienst. Hier steht die Bundeswehr in einem harten Wettbewerb mit dem zivilen Gesundheitswesen – und das betrifft nicht nur die approbationsgebundenen Berufsfelder, sondern in zunehmendem Maße auch die Bereiche Pflege, Labor und Medizintechnik. RICHTER vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam hat vor diesem Hintergrund die von 2013 bis 2020 laufende Studie zur Untersuchung der Attraktivität des Arbeitgebers Bundeswehr für die Untergruppe der Angehörigen des Zentralen Sanitätsdienstes gezielt ausgewertet. Er kommt zu dem Schluss, dass Personalbindungsarbeit im Sanitätsdienst differenziell erfolgen muss und zielgruppenspezifisch auszugestalten ist, wenn sie erfolgreich sein soll. Hier setzt NEUHOFF mit seinem Beitrag an, in dem er die Maßnahmen des Personalmanagements im Sanitätsdienst am Beispiel von Karrierepfaden vorstellt.

Den wissenschaftlichen Schwerpunkt dieser Ausgabe bilden zwei Beiträge aus dem Medizinischen B-Schutz, die sich dem Thema Milzbrand widmen. Mit dem Beitrag von BRAUN zur bioforensischen Untersuchung historischer Milzbrandproben, der mit dem Paul-Schürmann-Preis 2020 der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. ausgezeichnet wurde, und einem Review von FINKE et al. zur wehrmedizinischen Perspektive des Milzbrandrisikos durch sporenkontaminierte Böden wird das „Risiko Anthrax“ als potenzielle Bio-Waffe und Altlast in zahlreichen Regionen der Welt aufgearbeitet.

Weitere Nachrichten aus dem Sanitätsdienst der Bundeswehr und ein Beitrag aus Forschung und Wissenschaft am Bundeswehrkrankenhaus Ulm runden den Inhalt dieser Ausgabe ab, für deren Studium ich Ihnen viel Freude und Informationsgewinn wünsche.

Oberstarzt Dr. Angelika Niggemeier-Groben
Leiterin Presse- und Informationszentrum des Sanitätsdienstes der Bundeswehr