Editorial
Sehr geehrte Leserin,
sehr geehrter Leser,
am 13. Oktober jährte sich der Geburtstag des Wissenschaftlers und Politikers Rudolf Virchow (1821–1902) zum 200. Mal. Er hatte als Sanitätsoffizieranwärter in Berlin studiert und wurde bereits 1847 aus dem preußischen Sanitätsdienst entlassen, damit er sich als Prosektor der Charité ganz der Wissenschaft widmen konnte. Er befasste sich weiter konstruktiv-kritisch mit der Militärmedizin. Den heutigen Begriff „Präventivmedizin“ hätte man bereits damals für die von Virchow 1870 erarbeiteten „Gesundheitsregeln für die Soldaten im Felde“ prägen können. WIRTH würdigt im einleitenden Beitrag auf der Grundlage zahlreicher Quellen Virchows Einfluss auf das damalige Militärmedizinalwesen.
Die Frage der Versorgung schwer traumatisierter Patienten mit Blut- und Blutprodukten wird nicht nur in Deutschland teilweise sehr kontrovers und auch durchaus emotional diskutiert. DOLU und SCHWARTZ vom Bundeswehrkrankenhaus Hamburg haben deshalb eine Literaturrecherche zu diesem Themenkomplex vorgenommen, deren Ergebnis vorgestellt wird. Das umfassende (teilweise nur im E-Paper dieser Ausgabe unter www.wmm-online.de veröffentlichte) Literaturverzeichnis bietet die Möglichkeit, die nach wie vor nicht immer mit hinreichender Evidenz gegebenen Empfehlungen selbst kritisch zu überprüfen.
Gibt es Prädiktoren für die Entwicklung von Angst- und depressiven Störungen bei Einsatzsoldaten? Dieser Frage gehen MATTHÄUS et al. aus dem Psychotraumazentrum der Bundeswehr des Bundeswehrkrankenhauses Berlin und dem Bundesministerium der Verteidigung in einer explorativen Pilotstudie nach. Hier ergeben sich erste Ansätze, Indikatoren für die mentale Fitness von Soldatinnen und Soldaten zu identifizieren.
Zwei nicht nur in der Bundeswehr bestehende präventivmedizinische Herausforderungen betreffen die Themen Physical Fitness und Gesundheitsförderung. Mit dem „Sports, Medicine and Health Summit“ (SMHS) wurde im April 2021 in Hamburg eine bedeutsame internationale wissenschaftliche Austauschplattform geschaffen. Die mit der „Hamburg Declaration“ geforderte „Global Alliance for Promotion of Physical Activity“ ist ein fast schon dramatischer Aufruf von mehr als 50 internationalen Organisationen und politischer Verantwortungsträger. Mit Beiträgen aus dem Institut für Präventivmedizin der Bundeswehr und dem Schifffahrtmedizinischen Institut der Marine von LEYK, GLITZ, KOCH, KÜPER et al, die Themen wie allgemeine Fitness, Hitzebelastung, Seekrankheit und Tauchunfälle und nicht zuletzt den Effekt von Anreizsystemen auf die Bereitschaft zu sportlicher Betätigung beleuchteten, war der Sanitätsdienst beim virtuellen SMHS 2021 prominent vertreten. Kurzfassungen der Vorträge sind hier und in der E-Paper-Version auch in Englischer Sprache zu finden.
Ich möchte Sie auch noch auf zwei kurze Beiträge von HARTMANN und CSÖTÖNYIA zur Medizingeschichte im Zweiten Weltkrieg und abschließend ganz besonders auf die Vorstellung des Fachbereichs IX 4 (Reservistenangelegenheiten) im Kommando Sanitätsdienst hinweisen, der zeigt, dass Angehörige der Reserve auch in Zukunft eine erhebliche Bedeutung für den Sanitätsdienst haben werden.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und interessante Informationen
Oberstarzt a. D. Dr. Peter Mees
Redakteur der Wehrmedizinischen Monatsschrift