Wehrmedizinische Monatsschrift

Die Auswirkung der digitalen Transformation auf die Bundeswehrkrankenhäuser (Poster-Abstract)

Philipp Köbea

a Universität Witten-Herdecke, Lehrstuhl für Management und Innovation im Gesundheitswesen

 

Hintergrund

Die stationäre Leistungserbringung der Gesundheitsversorgung befindet sich in einem rapiden Umbruch. Während in der Vergangenheit strukturelle Veränderungen der Kapazitäten sowie die Standortzentralisierung im Vordergrund standen, wurde die Digitalisierung dieses Sektors vernachlässigt. Die schnelllebigen digitalen Entwicklungen in Medizin und Gesellschaft führen zu nachhaltigen Anpassungsbedarfen, die auch im Kontext des Sanitätsdienstes und der Arbeit der Bundeswehrkrankenhäuser Veränderungen hervorrufen.

Fragestellung: Wie wirkt sich die digitale Transformation auf die Bundeswehrkrankenhäuser aus?

Methodik

Im ersten Schritt wurde eine systematische Literaturanalyse durchgeführt, deren Vorgehensweise in Abbildung 1 dargestellt ist. Anhand der 44 eingeschlossenen internationalen Fachbeiträge konnten acht Kerntrends der digitalen Transformation identifiziert werden. Im zweiten Schritt wurden im Rahmen explorativer Experteninterviews die Trends in einen praktischen Versorgungskontext gesetzt. Die Interviewpartner können in vier Gruppen unterteilt werden: CIOs von Versorgungseinrichtungen, Manager der Digitalwirtschaft, Branchenvertreter der Gesundheitswirtschaft, Wissenschaftler im Bereich e-Health. Die Befragungsergebnisse wurden hinsichtlich der Auswirkungen auf die stationäre Leistungserbringung kategorisiert und entsprechende Wirkpotenziale für die allgemeine Versorgung und die Bundeswehr im Speziellen abgeleitet.

Abb. 1: Methodische Vorgehensweise.

Ergebnisse

Der Trendkorridor in Abbildung 2 veranschaulicht die potenzielle Entwicklung des Versorgungsgeschehens im Rahmen der digitalen Transformation. Eine zunehmende Technologie-Intensität bedingt eine steigende Versorgungsqualität, sofern die aufeinander aufbauenden Stufen dem prognostizierten Entwicklungspfad folgen. Zusätzlich kann bei der digitalen Transformation zwischen drei grundsätzlichen Einsatzfeldern unterschieden werden:

Alle Einsatzfelder finden sich auch in den Bundeswehrkrankenhäusern und im nachgelagerten Sanitätsdienst der Bundeswehr wieder. Die Trendauswirkungen auf die allgemeine Versorgung sind in Tabelle 1 gegenübergestellt. Neben positiven und negativen Auswirkungen auf die Leistungserbringung finden sich auch die Bedingungen und die Treiber der Veränderung sowie die besonderen Auswirkungen auf die Bundeswehrkrankenhäuser und den Sanitätsdienst im Einsatz.

Abb. 2: Zusammenhang der Trends im Kontext der digitalen Transformation der stationären Leistungserbringung

Tab. 1: Acht Trends der digitalen Transformation und deren Auswirkungen auf die Leistungserbringung innerhalb und außerhalb der Versorgungs-Settings der Bundeswehr

Bewertung und Fazit

Die digitale Transformation hat das Potenzial, die stationäre Gesundheitsversorgung in der zivilen und militä­rischen Anwendung nachhaltig und zweckdienlich zu ­verändern, für eine patientenzentrierte, qualitativ hochwertige Versorgung. Bei der Ausgestaltung des Transformationsprozesses stellen die besonderen infrastrukturellen Anforderungen an Bundeswehrkrankenhäuser hinsichtlich der Daten- und Cybersicherheit eine besondere Herausforderung dar. Insbesondere im externen Datenaustausch mit anderen Leistungserbringern und unter Anwendung externer digitaler Dienste, ist ein zielgerichteter Lösungsansatz zu wählen, um die Chancen der digitalen Transformation hinreichend nutzen zu können. Anderenfalls könnten die Bundeswehrkrankenhäuser mittelfristig von der zivilen Gesundheitsversorgung abgehängt werden und würden nicht von einer technologisch vernetzten Versorgung profitieren. Dies würde auch zu erheblichen Versorgungsdefiziten der Truppe sowie zur Kompensation von Ausbildungsinhalten in Zusammenarbeit mit anderen zivilen Einrichtungen führen.

Die Liste der eingeschlossenen Veröffentlichungen steht hier zum Download zur Verfügung

Verfasser

Philipp Köbe, M. Sc.

Universität Witten-Herdecke

Lehrstuhl für Management und
Innovation im Gesundheitswesen

Alfred-Herrhausen-Straße 50

58455 Witten

E-Mail: philipp.koebe@uni-wh.de

Posterpräsentation beim 52. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie am 15. Oktober 2021 in Koblenz