Wehrmedizinische Monatsschrift

INNOVATION IN DER AUSBILDUNG

Entwicklung eines Ausbildungskonzeptes für Medizinische ­Fachangestellte am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg 1

Lara Westemeyera, Ulrich Vortkampa

1 Dieser Beitrag ist die Kurzfassung einer Bachelor-Arbeit, die von der Erstautorin im Rahmen ihres Studiums der Psychologie erstellt wurde.

a Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, Klinik IX – Neurologie

 

Hintergrund

An der Patientenbehandlung wirken Angehörige verschiedenster Gesundheitsberufe mit und bringen im Team ihre jeweiligen professionsbezogenen Kompetenzen ein. Die Rolle des Arztes ist dabei im letzten Jahrzehnt hinsichtlich typischer Kompetenzanforderungen ausführlich wissenschaftlich betrachtet worden. Darauf aufbauend ist nicht nur das Medizinstudium, sondern auch die Weiterbildung zum Facharzt nahezu „revolutioniert“ worden. Dies spiegelt sich gut sichtbar in den neuen Weiterbildungsordnungen der Ärztekammern wider. Die Feststellung der Facharztreife erfolgt nicht mehr ausschließlich anhand von absolvierten Weiterbildungszeiten und Nachweisen zu Eingriffszahlen, sondern anhand von beschriebenen differenzierteren Kompetenzen.

Umso erstaunlicher ist es daher, dass keine ähnlich durchgreifende Entwicklung in anderen am Team beteiligten Berufsgruppen erfolgte, erfordert doch der komplexe Klinikalltag das Zusammenwirken aller Professionen auf dem höchstmöglichen Standard.

Abb. 1: Wahlpraktikum (hier in der Neurologie) im 3. Ausbildungsjahr

Sachstand bei der Ausbildung Medizinischer Fachangestellter

Kompetenz- und modulbasierte Ausbildung von Medizinischen Fachangestellten (MFA) ist nicht nur zeitgemäß, sondern auch im Hinblick auf gesetzliche Vorgaben notwendig. Grundlage dafür sind die Ausbildungsordnung (erlassen am 1. August 2006) und der Rahmenlehrplan der jeweiligen Berufsschulen.

In der Verordnung werden verbindlich zu behandelnde Ausbildungsthemen und angestrebte dazugehörige Kompetenzen formuliert. Der Ausbildungsrahmenlehrplan gestaltet diese Ziele im Hinblick auf Handlungs-, Sozial-, Personal-, Team- und Kommunikationskompetenzen weiter aus. Dabei wird bereits eine Einteilung in Module vorgenommen. Der Ausbildungsbetrieb sollte als dualer Partner der Berufsschule diese bereits seit 2006 vorgegebene Struktur auch für die praktische Ausbildung übernehmen und im geforderten Ausbildungsplan festschreiben.

Alle Auszubildenden des Bundeswehrkrankenhauses (BwKrhs) Hamburg besuchen die gleiche Berufsschule. Die Theorievermittlung ist demnach für die Auszubildenden aller Kliniken identisch. Die praktische Ausbildung dagegen ist uneinheitlich. Die Auszubildenden sind in der Klinik allerdings in sehr unterschiedlichen medizinischen Fachbereichen eingesetzt, die die Vermittlung der praktischen Anteile bisher autark fachspezifisch gestalten. Ein detaillierter Ausbildungsplan existiert derzeit aber in keinem Fachbereich. Aus dem Bemühen, für Auszubildende der Klinik für Neurologie eine zeitgemäße praktische Ausbildungssteuerung zu etablieren, entstand die Idee, ein Gesamtkonzept für das gesamte BwKrhs Hamburg zu entwerfen.

Abb. 2: Assistenz bei der Diagnostik (hier: Blutdruckmessung)

Methodisches Vorgehen

Für das größtmögliche Benefit sollten neben den angesprochenen rechtlichen Vorgaben zusätzliche einrichtungsinterne Ansprüche an das Kompetenzprofil für MFA eruiert werden. Gleiches galt für die Organisationsstruktur der Ausbildung. Dazu wurden nach ausführlicher Literaturrecherche auch im Qualitätsmanagement angewendete wissenschaftliche Methoden verwendet. Insbesondere wurden mit 20 Ausbildenden und 14 Auszubildenden fünf repräsentativer Kliniken des BwKrhs Hamburg teilstrukturierte Interviews geführt und ausgewertet.

Ergebnisse

Als besonders relevante Aspekte geforderter Kompetenz- und Organisationsanforderungen wurden vor allem eine bessere Theorie- und Praxisverzahnung und die Stärkung interdisziplinärer Kompetenzen genannt. Im Hinblick auf eine Chancengleichheit beim Prüfungserfolg bemängelten die Auszubildenden passend dazu, dass in kaum einer Abteilung ausreichend fachübergreifend ausgebildet werden kann. Kompetenzen wie z. B. zivile Abrechnungsverfahren können gar nicht vermittelt werden. Übereinstimmend wurde auch eine hohe Sozialkompetenz für MFA als Ausbildungsziel angegeben. Die umfangreiche Auswertung und die daraus abgeleiteten Folgerungen können der diesem Beitrag zugrundeliegenden Bachelor-Thesis (siehe QR-Code) entnommen werden, die in der E-Paper-Version dieser Ausgabe zum Download zur Verfügung steht.

Schlussfolgerung

Alle medizinischen Berufsgruppen verdienen eine gut

durchdachte moderne Ausbildungsgestaltung. Dabei können die Ansprüche an ein solches Konzept über rechtliche Vorgaben und Rahmenlehrpläne einrichtungsspezifisch hinausgehen. Der Entwurf für ein modul- und kompetenzbasiertes Konzept für auszubildende MFA am BwKrhs Hamburg ist in Tabelle 1 dargestellt.

Tab. 1: Modulare Ausbildung „Medizinische(r) Fachangestellte(r)“ am BwKrhs Hamburg

Für die verstärkt interdisziplinäre Ausbildung sollten Praktika in besonders ausbildungsrelevanten Fachbereichen des BwKrhs Hamburg oder Rotationen in zivile Bereiche erfolgen. Weiter sind regelmäßige zentral organisierte interdisziplinäre Fortbildungsangebote im Sinne eines Curriculums denkbar.

Die vollständige und für die Fachabteilungen individualisierte Ausarbeitung der Module mit klar zu hinterlegenden und überprüfbaren Kompetenzzielen ist zeitaufwändig. Dies kann sich aber im Hinblick auf ein flexibles und evaluierbares Ausbildungskonzept lohnen. Gleichzeitig könnte es die Attraktivität als moderne Ausbildungseinrichtung fördern und das BwKrhs Hamburg auch als langfristigen Arbeitgeber interessant machen. Der Sanitätsdienst bewegt sich hinsichtlich der Personalgewinnung für diese meist zivilen Berufe schließlich auf einem umkämpften Markt.

Literatur und detaillierte Auswertung können der Bachelor-Thesis entnommen werden, die hier zum direkten Download zur Verfügung steht.

Für die Verfasser
Hauptfeldwebel Lara Westemeyer, B. Sc.
Oberfeldarzt Dr. med. Ulrich Vortkamp, M.A.
Bundeswehrkrankenhaus Hamburg
Klinik IX – Neurologie
Lesserstr. 180, 22049 Hamburg
E-Mail: larawestemeyer@bundeswehr.org,
ulrichvortkamp@bundeswehr.org


1 Dieser Beitrag ist die Kurzfassung einer Bachelor-Arbeit, die von der Erstautorin im Rahmen ihres Studiums der Psychologie erstellt wurde.