Wehrmedizinische Monatsschrift

HÖREN SIE MICH, HERR STABSARZT?

Mensch bleiben im Sanitätsdienst der Bundeswehr

Niels Alexander von Rosenstiel

 

Wert der Menschlichkeit

Der im Hinblick auf den Schweizer Humanisten Henri Dunant (1828-1910) und die britische Krankenschwester Florence Nightingale (1820-1910) betonte Wert der Menschlichkeit will heute und in Zukunft im Sanitätsdienst ernsthaft und tagtäglich bedacht sein. Die Frage, was Menschlichkeit konkret bedeutet, ist die zentrale Frage schlechthin, an der sich entscheidet, was sanitätsdienstliche Unterstützung im Letzten bedeutet. Denn niemals ist man mehr Mensch, als wenn man ganz konkret bei seinem Mitmenschen ist und sich die Frage stellt: Was benötigt der Andere? Dieser Wahrheit trägt das Genfer Gelöbnis der Weltärztebundes („Ich widme mein Leben dem Dienst der Menschlichkeit“ und „Ich werde die Autonomie und Würde meines Patienten achten“) sowie der Leitspruch des Sanitätsdienstes der Bundeswehr („Der Menschlichkeit verpflichtet“) Rechnung.

Mit Blick auf die sanitätsdienstliche Unterstützung von Einsätzen – insbesondere von Operationen gemäß Artikel V des Nato-Vertrags –, wird klar: Krieg macht vieles gleich, auch wenn sich im Menschlichen noch der Unterschied bewahrt. Man verliert die Illusionen über die Anderen und über sich selbst und empfindet es – neben dem vielen Unrecht und Unheil in dieser Welt – doch beglückend, wie viel Gutes und Schönes in den Menschen schlummert. Selbst die Abgründe sind ihres Schreckens beraubt, weil man sie in sich selbst wie im Gegenüber erkennt. Wie wenig trennt uns voneinander, aber wie viel eint uns! Wir tragen den gleichen Schmerz und träumen von der gleichen, heilen Welt. Denn die Welt lebt von der Kraft der Ideen und blüht auf unter der Hoffnung. Wir können nur aufrecht bleiben und das tun, was wir innerlich tun müssen.

Über Pflicht hinaus

„Unser aller Beruf ist es, Mensch zu sein. Aber wer hat schon den Ehrgeiz? Mensch sein heißt immer auch Mensch werden und Mensch bleiben. Das ist unser aller Beruf oder besser gesagt: unsere Berufung.“

Sigismund von Radecki (1891-1970).

Sigismund von Radecki macht damit klar: Das Menschsein fordert unseren ganzen Einsatz, bleibt unser ganzes Leben lang Arbeit und Geschenk zugleich, und wird so zum höchsten aller möglichen Ziele. Vielleicht sind es jene Angehörige des Sanitätsdienstes, die im Beispiel dieses hohe Ideal erkennen und sich in ihrem Dienst – im Großen und Kleinen, in vielerlei Gestaltungsweisen, Ideen und Planungen sowie vielerlei Form – unter dem Gesichtspunkt der Menschengemäßigkeit als ganzer Mensch einbringen und ihrem Tun somit einen tieferen Sinn geben.

Mit dem Begriff Menschlichkeit ist hier insbesondere die Fähigkeit gemeint, den (besonderen) Menschen als (besonderen) Menschen zu sehen. In einer Sanitätseinrichtung bedeutet dies etwa, dass ein Patient nicht nur ein Mensch mit Gesundheitsproblemen ist, sondern auch eine unverwechselbare Person mit einzigartigen Eigenschaften, Innenleben und Geschichte. Realistischerweise ist es im Grundbetrieb und insbesondere im Einsatz nicht immer möglich und überall möglich, den ganz besonderen Menschen zu sehen; aber es mag hilfreich sein, immer wieder innezuhalten und sich vor Augen zu führen, dass wir es eben immer mit Menschen zu tun haben.

Menschlichkeit ist auch die Fähigkeit, nicht in die Falle der „Menschenblindheit“ zu tappen, die der israelische Philosoph Avishai Margalit (*1939) beschrieben hat. Menschenblindheit ist die Unfähigkeit, den Menschen als Menschen zu sehen, und zeigt sich darin, dass Menschen wie Objekte behandelt werden.

Mit Menschlichkeit ist in erster Linie eine ethische Orientierung, Haltung und Gesinnung, ist eine allem übergeordnete Zielsetzung gemeint. Es geht also um den Kompass, dem man sich anvertrauen kann und der einen – in unserer rasant sich verändernden und zunehmend komplexer werdenden Welt sowie dem Trend zu mehr Individualismus und der Gefahr der Entfremdung von uns selbst, voneinander und von der Arbeit – durchs Leben führt und Orientierung gibt. Nicht irgendwie, sondern in Würde. Nicht irgendwohin, sondern hin zu gelebter Menschlichkeit. Dies spiegelt sich auch in dem Zitat des deutschen Neurobiologen Gerald Hüther wieder, der postuliert:

„Unsere Würde zu entdecken, also das zutiefst Menschliche in uns, ist die zentrale Aufgabe im 21. Jahrhundert.“

Gerald Hüther (*1951)

Menschlichkeit umfasst das Streben nach Verantwortung, nach Weisheit und Vervollkommnung und schließt die Anerkennung aller menschlichen Schwächen mit ein. Sie ermöglicht persönliche Entfaltung durch individuelle, freie Schwerpunktsetzung und ist durch eine besondere Einstellung bestimmt, die im Gegensatz zur Prinzipientreue, und buchstäblicher Befehls- oder Weisungsfaszination steht: Es geht darum, den Menschen im Mitmenschen und den Mitmenschen im Menschen zu sehen – und wie man diesem speziellen Individuum begegnen sollte.

Es geht also insbesondere um den Umgang miteinander, speziell in Zusammenhängen des Rollenverhaltens, in dem Soldaten oft eben nur als Funktions- oder Rollenträger angesehen und behandelt werden, statt wirklich als Mensch. Es gilt, das Mitfühlen, Mitleiden, Mitteilen, also gleichsam die empathische und kommunikative Funktion der Ausrichtung an dem einzelnen Soldaten als auch an der soldatischen Gemeinschaft, zu betonen. Die persönliche Verantwortlichkeit im eigenen Handlungsbereich wahrzunehmen, und zwar in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation und unter Berücksichtigung der unten aufgeführten Merkmale des jeweils Humanen, ist eine Art von „Pflicht“, die sich in der Tat besonders auf die konkrete Menschlichkeit bezieht.

Der Ausdruck der Pflicht allein ist allerdings irreführend und hier nicht im strikten Sinne anzuwenden. Es geht eher um eine Selbstverpflichtung, eine Moral der Selbstachtung bzw. von der Entwicklung der Ansprüche an sich selbst. Denn die eigentliche, konkrete Humanitätsmoral geht weit über die Gebote und Verbote, über das Charakteristische an der traditionellen Auffassung von Moral hinaus. Sie ist eher im Sinne der moralischen Ideale zu verstehen, als etwas, was besonderen inneren Wert hat und zudem hochgeschätzt wird. Letztlich sind es nicht Ketten, die uns hier binden, sondern Flügel, die uns befreien. Insofern halte ich es mit dem indischen Philosophen Rabindranath Tagore, der schrieb:

„Ich schlief und träumte, das Leben wäre Freude. Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht. Ich handelte und siehe, die Pflicht war Freude.“

Rabindranath Tagore (1861-1941)

Gewissen und Verantwortlichkeit

Sowohl im christlichen als auch im philosophischen Raum wird das Gewissen als eine versittlichende Stimme und autoritative Instanz gesehen, die das Höhere im Menschen darstellt, das den Menschen in gewisser Weise zur Selbstbeurteilung und zur Stellungnahme herausfordert. „Gewissen haben“ ist das Bewusstsein einer Verantwortlichkeit, die man sich unter Anspruch der Achtung gegenüber anderen und vor sich selbst unter ethischen Gesichtspunkten selbst zuschreibt. Sie stellt ­jeweils, zumal in der normativen Weisungs- und Kontrollfunktion, auch den jeweiligen Bezug einer moralischen Verantwortung auf die konkrete Situation dar. Dazu sind persönlicher Einsatz, Mut und Zivilcourage notwendig. Denn Mensch sein und Mensch bleiben heißt, die Wahrheit nicht zu fürchten.

Wenn es einen Begriff gibt, der neben dem Gewissen die Kernbotschaften des Leitbildes des Sanitätsdienstes ­prägnant zusammenfasst, dann ist es der Begriff der Verantwortung. Verantwortung wird zum Schlüsselbegriff für die Zukunft. Denn Menschlichkeit erweitert unsere Betrachtung über die Rolle der Verantwortung in unserem integrierten Versorgungssystem – umso mehr, je mehr wir in Systemzusammenhängen operieren –, oder sollen wir sagen: funktionieren?

Wir dürfen eben nicht nur funktionieren. Wir können nicht unsere Menschlichkeit generell und auch nicht unsere konkrete Humanität an der Kasernenwache abgeben, wenn wir in unsere beruflichen Rollen eintreten. Die ­Tugend der Verantwortung ist in diesem Sinne eine ­humane oder der Menschlichkeit verpflichtende. Genau darin liegt der Ansatz des französischen Philosophen Emmanuel Levinas, der eine Ethik der Anderen ent­wickelt hat und meint:

„Die Verantwortlichkeit ist das, was ausschließlich mir obliegt und was ich menschlicherweise nicht ablehnen kann. Dass ich umso gerechter bin, je verantwortlicher ich bin; man ist niemals frei vom Anderen.“

Emmanuel Levinas (1906-1995)

Verantwortlichkeit hat daher Anteil an der Gesundheit und dem Wohlergehen der anderen zu nehmen; das ist geradezu das wesentliche definitorische Merkmal der moralischen Humanität und insbesondere der konkreten Menschlichkeit in realen Zusammenhängen. Dabei sollten wir darauf achten, dass durch allzu starkes, geradezu technokratisches „Sich Verlassen“ auf generelle Verfahren, Organisationsroutinen, Systemzusammenhänge, Befehle und Weisungen und die entsprechenden segmentierten, auf bestimmte Aufgaben, Bereiche und Rollen zugeschnittenen Erwartungen die konkrete Humanität unter Umständen geradezu vernachlässigt bzw. verhindert wird.

Ein sensibler Umgang mit Verantwortlichkeit hat letztlich auch mit der Einrichtung klarer Zuständigkeiten zu tun, mit der Förderung kameradschaftlicher Verantwortungsstrukturen, mit dem Einräumen eines entsprechenden Handlungsspielraums für den Einzelnen, der dann auch die Verantwortung für den Sanitätsdienst überimmt. Dabei ist zu beachten, dass das Zuschreiben individueller Verantwortung immer situationsangemessen und kontextbezogen unter dem Blickwinkel lebens-konkreter, praktisch-pragmatischer Menschlichkeit und in deren Dimensionen zu sehen bzw. einzubetten ist.

Konkrete Humanität

Der Schlüssel zu einem menschlichen Sanitätsdienst sind Mitarbeiter, die Sorge für die Menschen aufbringen, die uns in besonderer Weise anvertraut sind. Sorge ist dabei nicht ein Gefühlsmoment, sondern ein Willensakt, eine Entscheidung. Die tätige Sorge um die Gesundheit (und das Wohlergehen) eines anderen Menschen hat zwar eine affektive Komponente, entscheidend ist aber die Verantwortung, zu der man sich entschließen kann. Zeit, Zuhören und Aufmerksamkeit, Anteilnahme und ernsthaftes Interesse, Wertschätzung und Empathie, Gespräch und gemeinsames kluges Entscheiden sowie Berührung sind Ausdrucksformen dieser (Für-)Sorge. Menschlichkeit wird in den Sanitätseinrichtungen durch Mitarbeiter, die die anderen mit Respekt, Würde und sich selbst mit Selbstachtung behandeln, hineingebracht. Sie zeigt sich in Kleinigkeiten, zeigt sich in den immer neuen Situationen, die im Grundbetrieb und im Einsatz auftreten. Es mag sentimental klingen, aber es bleibt wohl das Wichtigste, auch in unseren Sanitätseinrichtungen:

„Man muss Menschen mögen.“

Konkrete Humanität bedeutet heute zumindest, dass ...

  1. ... wir immer das menschliche Maß beachten, ein gewisses Modell des „Nicht im Übermaß“ verfolgen, eine Art von Selbstbescheidung und weiser Beschränkung, von Weisheit und Besonnenheit (aus)üben.
  2. ... wir Bedingtheiten und Beschränktheiten hinsichtlich der (medizinischen) Behandlung von anderen, der Achtung vor anderen und auch vor uns selbst berücksichtigen.
  3. ... wir nicht den Menschen zersplittern, in Segmente aufspalten, lediglich in Rollen, nur in Teilfunktionen sehen, sondern dass wir versuchen, die jeweils andere Person ganzheitlich zu erfassen und nicht Ziele und oberste Werte verabsolutieren oder Prinzipienreiterei bis zum Exzess betreiben.
  4. ... wir möglichst individuengerecht oder personal argumentieren und so auch unsere Einstellungen, Wertungen und Einschätzungen vornehmen, insbesondere gegenüber anderen.
  5. ... wir den anderen jeweils auch einen Freiraum gestatten, Toleranz üben, und diesen Freiraum auch für uns selbst wahrnehmen und gestalten.
  6. ... wir Gerechtigkeit und das Sich-fair-Verhalten im täglichen Leben anerkennen und praktizieren.
  7. ... wir Mitmenschlichkeit im Fühlen, Werten, Streben und Leben nicht nur berücksichtigen, sondern dass – wo immer möglich und sinnvoll – stets auch in den Mittelpunkt stellen.
  8. ... wir uns nicht als erkennende, sondern auch als mitfühlende, mitleidende, mitteilende Wesen auffassen.
  9. ... wir dies nicht nur auf andere Menschen beziehen, sondern auch bezüglich einer lebenswerten Umwelt bzw. Lebensqualität auffassen.
  10. ... ein achtungsvoller und schonender Umgang auch mit anderen Naturwesen geboten ist.
  11. ... wir die eigene Verantwortlichkeit im Handlungsbereich wahrnehmen.
  12. ... die Achtung gegenüber anderem existierendem Leben auch Teil unserer eigenen Selbstachtung ist.
  13. ... zur humanen Selbstkultivierung im Gefolge der Selbstachtung auch die ästhetische Verfeinerung des eigenen Geschmacks, des persönlichen Erlebens, Gestaltens und Wertens zählen.
  14. ... entsprechendes für alle Formen des Zusammenarbeitens bzw. Miteinanderlebens – etwa beim respektvollen Umgang miteinander, für gelebte Kameradschaft – gilt.
  15. .. wir dies letztlich nur im zwischenmenschlichen Leben realisieren können, denn: „Jedes tiefe Erleben ist Begegnung“, meint Martin Buber (1878-1965).
     

    Abb. 1: Merkmale konkreter positiver Menschlichkeit

Dieser sogenannte „Humanismus des Anderen“ bedeutet eine Art von konkreter Humanität, die auf den anderen Menschen hin orientiert ist, vom Anderen bestimmt wird. Die Begegnung mit dem Anderen ist dabei das Entscheidende. Begegnung ist eben tiefes Erleben und Betroffensein; man wird mit einem Anderen konfrontiert, der einen in einer konkreten Situation aufsucht mit der Bitte um Hilfe, Unterstützung oder Solidarität – man könnte vielleicht sinngemäß hinzufügen: „Lass mich nicht allein“. Durch dieses Hilfeersuchen in der (Begegnungs-)Situation werden wir automatisch in eine unmittelbare Verantwortung gegenüber dem Anderen gerufen.

Es gibt eine Reihe weiterer Begriffe, die dazu beitragen können, uns mit den Merkmalen konkreter positiver Menschlichkeit auseinanderzusetzen, um Möglichkeiten zu ihrer Entwicklung zu erkennen und zu praktizieren, die in Abbildung 1 zusammengestellt sind. Die Sammlung enthält auch einander sehr ähnliche Begriffe, um die Fülle und Vielfalt des vorhandenen Angebotes zu verdeutlichen, und sie ist in alphabetischer Reihenfolge geordnet, um den Leserinnen und Lesern ein Finden und eventuelles Ergänzen zu erleichtern.

Abb. 2: Die „Kunst des Zuhörens“ und die „Zuwendung als Ausdrucksform konkreter Menschlichkeit“ drücken die Steinplastiken des Bildhauers Henri de Miller (*1986) und Gustav Vigeland (1869-1943) aus.

Fazit

Bei aller Notwendigkeit von Ablaufoptimierung und Effizienzsteigerung bedarf es zur bestmöglichen Auftragserfüllung durch den Sanitätsdienst heute und in Zukunft einer Kombination von Evidenz und Beziehung, dem richtigen Mix aus Professionalität und vor allem Menschlichkeit. Das Zitat des griechischen Gelehrten Aristoteles (384-322 v. Chr.) „Der Mensch ist unser Maß, er ist das Maß aller Dinge“ hat dabei großes Gewicht.

Menschlichkeit bedeutet ein Denken und Handeln basierend auf Hingabe, Mitgefühl, Großherzigkeit, Herzensgüte, Ehrlichkeit, Verständnis, Toleranz, Einfachheit, ­Gewissenhaftigkeit, Zufriedenheit, Achtsamkeit, gegenseitiges Verantwortungsgefühl, Würde und Respekt. Es gilt, den Menschen in uns und in unserem Gegenüber zu entdecken. Die Reichweite und die Auswirkung einer gelebten moralischen, persönlichen als auch kollektiven Verantwortlichkeit und konkreter Humanität ist mitentscheidend für die Zukunft unseres Sanitätsdienstes.

Im Anschluss an den deutschen Philosophen Arthur ­Schopenhauer (1788-1860), der meinte „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts“, könnte man ergänzend feststellen: Ohne Menschlichkeit ist alles nichts.

Denn alles im Sanitätsdienst hat nur einen Sinn, wenn

Es kommt drauf an, dass man anderen zu mehr Leben verhilft, sie nicht allein lässt, dass man für sie erreichbar ist. Da geht es um das offene Ohr und ein richtiges Wort zur passenden Zeit, Vertrauen und die Übertragung von Hoffnung und Zuversicht.

Da kommt es auf ein „gutes Herz“ an. So kann man wohl den Satz des Schweizer Arztes Theophrastus Bombastus von Hohenheim (1493-1541), genannt Paracelsus, immer wieder bestätigt finden, dass „die beste Arznei für den Menschen der Mensch selber sei“. Das ist ein Erfolg und auch Kern einer ganz praktischen Spiritualität. Und schließlich lautet die Antwort auf die Sinnfrage, was uns im Sanitätsdienst zusammenhält, ganz einfach: Es tut gut, im Dienst getragen zu sein von der kostbaren Erfahrung, gebraucht zu werden.

Wird Menschlichkeit getreu dem Motto „Darauf wo Menschen den Fokus legen, das wächst“ des Schriftstellers René Esteban Jiménez (*1984) im Sanitätsdienst konkret gelebt, führt dies zu Vorbildlichkeit, Klarheit und Erkenntnis. Dabei erscheint es wichtig, das Herz, das Mitgefühl, das Verständnis für uns selbst und für andere nicht zu verlieren, und Beispiel zu geben, zu wirken, das Gute und Richtige zu tun – ohne das Laute des Kampfes, sondern still, unverdrossen, unbeirrt. Denn „Nicht das Predigen der Humanität, sondern das Tun hat Wert!“, um es mit den Worten des Schriftstellers Gottfried Seume (1763-1810) zu sagen.

Bedenken wir immer, dass ein wirklicher Mensch, ein Gesicht, mehr vermag als eine ganze Armee von ­
Soldaten und Namen. Und damit geht ein schrittweises Voranschreiten einher, in dem wir Einfluss nehmen ­können auf den Lauf der Dinge, und ein Weg entsteht, den wir gehen können, jeder Einzelne und an jedem Tag.

Oberstarzt Dr. Niels Alexander von Rosenstiel
1. Deutsch/Niederländisches Korps
E-Mail: nielsvonrosenstiel@bundeswehr.org