Wehrmedizinische Monatsschrift

Sitzung des Arbeitskreises Veterinärmedizin
der DGWMP e. V. am 12. Oktober 2019 in Leipzig

Michael Nippgena

a Überwachungsstelle für öffentlich rechtliche Aufgaben des Sanitätsdienstes der Bundeswehr Ost, Potsdam


Passend zum Motto des Jahreskongresses 2019 der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V.(DGWMP e. V.) wurde bei der Sitzung des Arbeitskreises Veterinärmedizin (AKVet) die zivil-militärische Zusammenarbeit im Sanitätsdienst unter dem besonderen Aspekt des Auslandseinsatzes beleuchtet. „Voneinander lernen“ stand im Fokus der approbationsübergreifenden Befassung des AKVet mit den Zoonosegefahren, die von Schadnagern in Städten ausgehen.

Der Leiter des AKVet, Oberstveterinär Dr. Michael Nippgen, konnte 21 Teilnehmende zu einem spannenden Programm begrüßen.

Während der Sitzung des AKVet überreichte der Stellvertreter des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr und Kommandeur Gesundheitseinrichtungen, Generalstabsarzt Dr. Stephan Schoeps, Oberstapotheker Dr. Mey und Oberstveterinär Dr. Nippgen ihre Urkunden zum 40-jährigen bzw. 25-jährigen Dienstjubiläum.

Leitender Veterinär im Einsatz

Abb. 1: Oberstabsveterinär Oltersdorf berichtet über die zivil-mili­tä­ri­sche Zusammenarbeit beim Einsatz im Rahmen von EFP im Baltikum.

Oberstabsveterinär Jens Oltersdorf aus Potsdam berichtete über die Aufgaben des „Leitenden Veterinärs im Einsatz“ und die dabei zu bewältigenden Herausforderungen am Beispiel der Stationierung von NATO-Battle­groups im Baltikum im Rahmen von „Enhanced Forward Presence“ (EFP).

Nach einer einführenden Vorstellung der Tätigkeiten der Laborveterinäre und der Leitenden Veterinäre in den Einsatzgebieten der Bundeswehr erläuterte er den Auftrag und die Struktur des Einsatzes im Baltikum. Hier ist – im Gegensatz zu den Einsätzen in Mali und Afghanistan – der Leitende Veterinär bei EFP nur temporär ausgebracht und damit vorwiegend im Rahmen der fachlichen Dienstaufsicht oder auf Anforderung vor Ort. Die Überwachung der Truppenverpflegung und der Betreuungseinrichtungen für die Soldaten im Einsatzland sowie die Durchführung und Kontrolle tierseuchenprophylaktischer Maßnahmen vor Rückverlegung in das Heimatland sind seine Hauptaufgaben. Letzteres ist von besonderer Bedeutung, da im Übungsgebiet oder in den Nachbargebieten die afrikanische Schweinepest vorkommt.

Im Vergleich zu den anderen Einsatzgebieten der Bundeswehr sind die baltischen Staaten Mitglieder der europäischen Union mit im Prinzip vergleichbaren gesetzlichen Regelungen und Behördenstrukturen wie in Deutschland. Der zivil-militärischen Kooperation und der Zusammenarbeit mit Firmen und Logistikanbietern vor Ort kommt damit eine besondere Bedeutung zu, was Oberstabsveterinär Oltersdorf anhand von Fallbeispielen erörterte.

Zoonosen und Schadnager

Oberfeldveterinär d. R. Prof. Dr. Martin Pfeffer vom Institut für Tierhygiene und öffentliches Veterinärwesen der Universität Leipzig befasste sich mit dem Thema „Nagetierübertragenen Zoonosen und Bekämpfung von Schadnagerpopulationen“.

Abb. 2: Typische Infektionskette für eine Kuhpocken-Virusinfektion: Die Freigänger-Katze infiziert sich an Nagetieren, die das Virusreservoir darstellen. Die Katze dient dann als Brückenwirt, um den Menschen zu infizieren. Typische Lokalisation bei der Katze sind die Extremitäten. Beim Menschen sind ebenfalls oft die Hände, aber auch der Hals und das Gesicht, oder wie hier dargestellt, der Unterschenkel betroffen.

Neben einem Überblick über die wichtigsten Nagetierarten und –populationen in Deutschland und deren Habitatpräferenzen zeigte er die häufig assoziierten zoonotischen Krankheitserreger für jede Nagetierart auf. Dabei wurde klar, dass indirekte Übertragungswege (Urin, Fraßspuren oder Vektoren) Schwerpunkte der rezenten Erregerübertragung sind. Bei seinen Beispielen ging Professor Pfeffer auf die nagetierassoziierte Kuhpockeninfektion ein, gefolgt von Hantavirus-, Clamydien- und Bartonellainfektionen; ferner stellte er die Prävalenzen der Erreger in den rezenten Populationen in Europa und das Risiko von Infektionen mit Leptospiren und Leishmanien im asiatischen Raum vor.

Abb. 3: Direkte und indirekte Übertragungswege von nagerassozierten Zoonosen

Zum Abschluss seiner Ausführungen stellte Oberfeldveterinär d. R. Prof. Dr. Pfeffer die Bekämpfungsstrategien und die dabei einzusetzenden Mittel zur Dezimierung der Nagetierpopulationen vor, welche unter Berücksichtigung der drohenden Infektionsgefahren als notwendiges Übel in Kauf genommen werden müssen.

Dank und Fazit

Der Vorsitzende des AKVet bedankte sich mit seinem Schlusswort bei den Referenten für die fachlich hervorragende Vorstellung der Einsatzbedeutung der tierärztlichen Tätigkeit im zivil-militärischen Handlungsfeld und im Rahmen der approbationsübergreifenden Zusammenarbeit. Er lud alle Anwendenden zur Sitzung des AKVet im Oktober 2020 in Rostock ein.

Oberstveterinär Dr. Michael Nippgen

E-Mail: michaelnippgen@bundeswehr.org