Wehrmedizinische Monatsschrift

Der Einfluss von Jöns Jacob Berzelius
auf die Pharmazie und Chemie in Deutschland

Mareike Tiepolta, Christoph Friedricha

a Institut für Geschichte der Pharmazie der Philipps Universität Marburg/Lahn

 

Einleitung

Jöns Jacob Berzelius (1779-1848) wurde als Sohn eines Priesters in Linköping, Schweden, geboren. Entgegen früheren Überlegungen studierte er aber anstelle von Theologie an der Universität Uppsala von 1796-1802 Medizin. Schon während des Medizinstudiums entdeckte er seine Liebe zur Chemie, die sein Leben und Werk bestimmen sollte.

Abb. 1: Porträt von Jöns Jacob Berzelius (1779-1848); das Original befindet sich in der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften.

Abb. 2: „Berzelius-Lampe“ (oben) und Eprouvette mit selbst entwickeltem Halter (unten) waren die Laborarbeit revolutionierende Entwicklung von Berzelius.

Abb. 3: Einer der ersten Briefe von Gustav Rose an Berzelius (oben) und einer der letzten Briefe von Berzelius an Heinrich Rose (unten): Seine Schüler schrieben ihm auf Deutsch, Berzelius antwortete stets auf Schwedisch.

Abb. 4: Heinrich (links) und Gustav Rose (rechts) (Bilder: Wikimedia Commons)

Nomenklatur, Pharmakopöe, Lehrbücher und Jahresberichte

Als Berzelius 1807 im Alter von 28 Jahren zum Professor für Pharmazie und Chemie am Medizinisch-Chirurgischen Institut in Stockholm berufen wurde, konnte er sein Interesse an der Galvanischen Zelle mittels weiterer Experimente vertiefen. Zweifelsohne ist eine seiner bekanntesten Leistungen die von ihm erdachte Nomenklatur, welche er 1811 in Verbindung mit der Einführung von Buchstaben als Zeichen für chemische Elemente in einer Publikation vorstellte und die bis heute Verwendung findet.

1811 wurde Berzelius Mitglied des Collegium Medicum, das im selben Jahr mit der Neuausarbeitung der schwedischen Pharmakopöe beauftragt wurde. Daher wirkte er bei der Erstellung der Editio quinta der Pharmakopoea Svecicia mit.

Sein zehnbändiges „Lärboken i kemien“ (Lehrbuch der Chemie) wurde sowohl in mehreren Auflagen als auch in verschiedenen Sprachen gedruckt. Ebenso ist ihm die Entdeckung der Elemente Cerium, Selen und Thorium zuzuschreiben.

Große Verdienste erwarb sich Berzelius mit den von ihm herausgegebenen Jahresberichten. In ihnen referierte er die neuesten Arbeiten und zeigte, welche Versuche nötig wären, um die vorgelegten Resultate zu verifizieren. Berzelius zog mitunter noch fehlende Schlüsse aus den Ergebnissen. Er führte die Diskussion einer jeden Publikation durch, bevor diese in Veröffentlichungen allgemein üblich wurden und sich letztlich zum heutigen Peer-Review entwickelten.

Eprouvette und „Berzelius-Lampe“

Neben Einführung von Filterpapieren, Filtergestellen, Exsiccatoren, Spritzflaschen, Scheidetrichtern und Brennspiritus in die experimentelle Chemie stehen vor allem zwei die Laborarbeit revolutionierende Entwicklungen für das Genie von Berzelius: Zum einen die Integration der Eprouvette (Probierröhrchen oder mit heutigem Namen Reagenzglas inklusive Halterungsvorrichtung) in die Laborarbeit, zum anderen die „Berzelius-Lampe“, Vorgänger des Bunsenbrenners. Mit dieser war es zum ersten Mal möglich, Substanzen ohne Blasebalg gezielt zu erhitzen.

Schüler

Die bedeutenden Mineralogen und Analytiker Heinrich (1795-1864) und Gustav Rose (1798-1873), Söhne von Valentin Rose dem Jüngeren (1762-1807), waren Schüler von Berzelius. Nach dem frühen Tod ihres Vaters unterrichtete sie der Verwalter der väterlichen Schwan-Apotheke in Berlin, Martin Heinrich Klaproth (1743-1817).

Heinrich Rose arbeitete von 1819 bis 1821 bei Berzelius, sein Bruder Gustav nur 1821/22. Für Heinrich Roses Dissertation „De Titanio ejusque connubio cum oxygenio et sulphure“, mit der dieser 1821 in Kiel promoviert wurde, stand Berzelius diesem als Doktorvater zur Seite.

Es sind bisher keine Briefe der Familie Rose publiziert oder untersucht worden. Diese konnten wir in der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften einsehen. Es gibt sowohl Briefe von Berzelius an die Brüder als auch deren Antwortbriefe. Die Auswertung dieser Schriften steht im Mittelpunkt unserer Arbeit.

Literatur

  1. Dunsch L: Jöns Jacob Berzelius (Bibliographien hervorragender Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner; Bd.85). Leipzig: G.G. Teubner, 1986.

Manuskriptdaten

Zitierweise

Tiepolt M, Friedrich C: Der Einfluss von Jöns Jacob Berzelius auf die Pharmazie und Chemie in Deutschland (Poster-Abstract). WMM 2020; 64(1): 48-49.

Für die Verfasser

Leutnant SanOA Dipl. pharm. Mareike Tiepolt

Philipps-Universität Marburg/Lahn

Institut für Geschichte der Pharmazie

Roter Graben 10, 35037 Marburg/Lahn

E-Mail: mareike.tiepolt@staff.uni-marburg.de

Posterpräsentation beim 50. Jahreskongresse der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. in Leipzig, 10.-12. Oktober 2019