Wehrmedizinische Monatsschrift

Editorial

Sehr geehrte Leserin,

sehr geehrter Leser,

zum Erscheinungsdatum dieser Ausgabe der Wehrmedizinischen Monatsschrift (WMM) ist es etwas mehr als drei Monate her, dass am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München der erste Nachweis einer Infektion mit dem Corona-Virus in Deutschland erfolgte. Die Dramatik der Entwicklung, die sich seitdem in der Welt und auch in unserem Land vollzog, ahnten damals nur die Allerwenigsten. Und es war fern von unserer Vorstellungskraft, im März in Italien Kolonnen von Militärlastwagen mit Särgen zu sehen, weil für die Opfer der Pandemie der Platz auf dem Friedhof in Bergamo nicht ausreichte.

Seit den ersten Corona-Infektionen in Deutschland arbeitet der Sanitätsdienst der Bundeswehr eng mit den Einrichtungen des zivilen Gesundheitswesens zusammen – sei es mit der Bereitstellung mikrobiologischer Expertise, beim Rücktransport von deutschen Staatsbürgern aus China im Februar oder bei der Beschaffung von Ausrüstung für medizinisches Personal in den Bundesländern. Unsere in die Krankenhausbedarfspläne der Länder fest eingebundenen Bundeswehrkrankenhäuser haben in kürzester Frist ihre Kapazitäten für die intensivmedizinische Versorgung erhöht und ihre personelle Durchhaltefähigkeit durch aktives Ergänzungspersonal und Reservisten erweitert, die in überwältigender Zahl ihre Bereitschaft zur freiwilligen Dienstleistung erklärten. Ihnen allen gebührt unser Respekt, unsere Anerkennung und unser Dank für die herausragenden Leistungen in dieser Krise.

Die Lageentwicklung im Zusammenhang mit der Pandemie war so rasant, dass Beiträge hierzu in einem Print-Medium wie der WMM beim Erscheinen der Ausgabe bereits veraltet gewesen wären. Deshalb wurde die Entscheidung getroffen, aus dem Sanitätsdienst zur Corona-Pandemie aktuell nur im Intranet und Internet zu berichten. Ich lade Sie ein, sich hierzu unter www.sanitaetsdienst-bundeswehr.de tagesaktuell zu informieren. Seit Anfang April steht ein WMM-Sonderheft „SARS-CoV-2/COVID-19“ als E-Paper zur Verfügung. Hier finden Sie aktuelle Beiträge aus Klinik und Praxis sowie Hinweise auf weitere Informationsquellen zur Corona-Pandemie, die ein fortlaufendes Update erfahren.

Die Fachbeiträge dieser Ausgabe spannen den Bogen von der Telemedizin über die Luft- und Raumfahrtmedizin bis hin zu den zwei abschließenden Beiträgen aus der im letzten Jahr begonnen Serie „Refresher Intensivmedizin“. Dabei steht der Beitrag zur Telemedizin von Scheid aus Koblenz im Kontext zu einem von einem Ärzteteam aus Bergamo am 21. März 2020 an das New England Journal of Medicine gerichteten Brief, in dem gefordert wird, bei zukünftigen Pandemien weniger an eine Hospitalisierung der Kranken als vielmehr an deren häusliche Isolierung mit telemedizinischer Unterstützung zu setzen.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre dieser Ausgabe. Bleiben Sie gesund!

Ihr
Stephan Schoeps