Wehrmedizinische Monatsschrift

Editorial

Sehr geehrte Leserin,

sehr geehrter Leser,

mittlerweile hat die COVID-19-Pandemie in vielen Bereichen unseres Lebens einen festen Platz eingenommen: „Leben mit dem Virus“ heißt die Devise. Der Sanitätsdienst der Bundeswehr hat sich von Beginn an mit seinen Fähigkeiten und Ressourcen erfolgreich in die Bekämpfung der Pandemie eingebracht. Aktuelle wissenschaftliche Beiträge zu diesem Thema finden Sie in der Online-Ausgabe der Wehrmedizinischen Monatsschrift (www.corona.wmm-online.de). Auch die Deutsche Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. (DGWMP e. V.) stellt auf ihrer Internetseite (www.dgwmp.de) entsprechende Links zur Verfügung. Bei aller Corona-Diskussion widmet sich diese Ausgabe der Wehrmedizinischen Monatsschrift wieder anderen Bereichen der Wehrmedizin.

Ende Januar 2020 fand in Papenburg die 27. ARCHIS-Tagung (Arbeitsgemeinschaft chirurgisch tätiger Sanitätsoffiziere) statt, ausgerichtet durch das Team des Bundeswehrkrankenhauses Westerstede. Einen Bericht über diese Tagung des „Arbeitskreises Einsatzmedizin“ der DGWMP e. V. finden Sie im Märzheft der „WMM“. ARCHIS ist nach wie vor untrennbar mit dem Namen von Oberstarzt Prof. Dr. Heinz Gerngroß verbunden, der sie im Jahre 1993 gegründet hat und leider am 2. Juni 2005 viel zu früh verstarb. Das Erscheinungsdatum dieser Ausgabe der „WMM“ soll an seinen 15. Todestag erinnern.

Heinz Gerngroß stand nicht nur für Innovation in der Chirurgie, sondern er erkannte früh die Potenziale technischer Innovationen auch auf anderen Gebieten und entwickelte Ideen für deren Nutzung. So hatte er Visionen für die medizinische Nutzung digitaler Technologien, als die informationstechnische Unterstützung klinischer Prozesse erst zaghaft diskutiert wurde. Insofern ist es nur konsequent, wenn sich Beiträge zur Nutzung von Kommunikations-Apps und zur internetbasierten Fortbildung aus der 27. ARCHIS-Tagung mit diesem Thema befassen. Von der 27. ARCHIS finden Sie in dieser Ausgabe einige ausgewählte Kurzbeiträge aus Unfallchirurgie/Orthopädie, Neurochirurgie sowie Notfall- und Intensivmedizin. Jeder Beitrag enthält die E-Mailadresse eines der Autoren und gibt so Gelegenheit zur Netzwerkbildung.

Die Wiederherstellung des Körperbildes – funktionell und ästhetisch – ist eine der wichtigsten Aufgaben der Wehrmedizin bei der Versorgung von Soldatinnen und Soldaten, die im Einsatz verwundet wurden. Ein Übersichtsbeitrag zu Methoden und Techniken der Rekonstruktiven Chirurgie zeigt, dass es auch bei schwersten Schädigungen Möglichkeiten der zumindest teilweisen Rehabilitation gibt. Und dass Leistenschmerzen, obgleich sie zunächst eher als Verletzungsfolge imponieren, auch durch einen Knochentumor des Beckens bedingt sein können, zeigt ein weiterer Beitrag.

Der Netzwerkbildung diente auch das internationale Phagenmeeting in Berlin, welches Ende 2019 die Tür zu neuen Therapien von Infektionen mit multiresistenten Erregern öffnete. Einen Bericht hiervon und eine Vorstellung des US-Army-Phagenprogramms finden Sie in dieser Ausgabe. Nicht zuletzt wird in einem Beitrag zum Risk Assessment bei radiologischen Zufallsbefunden die im Oktober 2019 begonnene Artikelserie aus der Luft- und Raumfahrtmedizin abgeschlossen.

Ich wünsche Ihnen interessante Stunden beim Lesen dieser „WMM“ – und bleiben Sie gesund.

Ihr

Oberstarzt Prof. Dr. Horst-Peter Becker
Kommandeur und Ärztlicher Direktor
Bundeswehrkrankenhaus Berlin
Vizepräsident der DGWMP e. V.