Wehrmedizinische Monatsschrift

Editorial

Sehr geehrte Leserin,

sehr geehrter Leser,

das Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr fordert zur Auftragserfüllung der Bundeswehr ein umfassendes Fähigkeitsspektrum. Dazu gehört die Befähigung zum Kampf: „Sie stellt den höchsten Anspruch an Mensch und Material.“ Unstrittige Voraussetzung zur Erfüllung dieses Anspruches ist die persönliche Einsatzbereitschaft leistungsstarker und belastbarer Soldatinnen und Soldaten.

In unserer mittlerweile weitgehend körperlich inaktiven Gesellschaft haben veränderte Lebenswelten, Alltagsgewohnheiten und Einstellungen allerdings zu einer Abnahme der Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit in der Bevölkerung geführt. Diese weltweit zu beobachtende Entwicklung wirkt sich zunehmend auch in der Bundeswehr aus.

Der Sanitätsdienst hat sich dieser Thematik proaktiv angenommen, da es zur professionellen Förderung der Gesundheit und soldatischen Fitness keine Alternative gibt. Neben dem wichtigen kurativen Bereich hat er damit eine weitere Schlüsselrolle in der Bundeswehr übernommen und bereits zukunftsweise Veränderungen realisiert. Dazu zählt u.a. die Einführung der „Allgemeinen Verwendungsfähigkeitsuntersuchung auf Individuelle Grundfertigkeiten“ (AVU-IGF), die im zivilen Bereich mit sportmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen vergleichbar ist und erheblichen präventiven Nutzen (Früherkennung von Erkrankungen, Vorsorge-/Beratungsangebote) wie auch Therapie- und Kostenvorteile bietet. Dazu kommt die Federführung für das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM), das die körperliche, soziale und psychische Gesundheit erhalten und fördern soll. Die rund 50 hauptamtlichen BGM-Koordinierenden beraten die Dienststellenleitungen und unterstützen bei der flächendeckenden Implementierung von präventivmedizinischen Maßnahmen. Diese reichen von zielgruppenspezifischen Bewegungs- und Ernährungsangeboten bis hin zu Stressbewältigungsseminaren und Rauchentwöhnungskursen.

Mit dem Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr in Warendorf, das fachübergreifende Behandlungen und Beratungen in den Bereichen Präventiv- und Leistungsmedizin, Orthopädie und Rehabilitation durchführt und dem Andernacher Institut für Präventivmedizin der Bundeswehr (InstPrävMedBw) verfügt der Sanitätsdienst zudem über international anerkannte Einrichtungen für diese wichtiger werdende Aufgabe. Das InstPrävMedBw ist nicht nur zentrales Archiv und Auskunftsstelle für Gesundheitsinformationen, sondern auch eine von vier Ressortforschungseinrichtungen des Sanitätsdienstes. Hier arbeiten Mediziner, Sportwissenschaftler, Psychologen, Biologen und Physiker fachübergreifend zusammen. Analysen in der Truppe, die Entwicklung praxisnaher Leistungstests, Untersuchungen zu Motivation, Durchhaltewillen und Vigilanz wie auch die Prävention von anstrengungsbedingten Hitzeerkrankungen durch Ausbildung der Ausbilder bis hin zur Entwicklung patentierter Entwärmungsverfahren bei militärischen Tätigkeiten sind Beispiele für das wissenschaftliche Portfolio dieses Instituts.

Diese Schwerpunktausgabe der Wehrmedizinischen Monatsschrift fokussiert auf das internationale Symposium „Verbesserung der #Einsatzbereitschaft“, das am 29./30. Oktober 2019 in Koblenz stattfand. Daran nahmen hochkarätige Führungskräfte und Experten aus Wissenschaft, Gesundheitsbranche, Großunternehmen, Bundespolizei und Berufsfeuerwehr, Bundeswehr sowie befreundeten NATO-Partnern teil. Unter fachlicher Leitung des InstPrävMedBw haben sie über die Notwendigkeit zur Verbesserung der individuellen Einsatzfähigkeit, über Gesundheits- und Fitnesstrends, über neue Trainings-/Ausbildungskonzepte und über Anreizsysteme diskutiert. Das Symposium hat wertvolle Impulse für zeitgemäße und wirkungsvolle Maßnahmen gegeben, die es jetzt nachhaltig umzusetzen gilt!

Machen Sie sich selbst ein Bild beim Lesen dieser WMM!

Ihr

Dr. Ulrich Baumgärtner
Generaloberstabsarzt
Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr