Wehrmedizinische Monatsschrift

Hauptamtliche Sportausbilder zur Qualifizierung
der Ausbilder und der Sportausbildung

Michael Maul a

a Sportschule der Bundeswehr, Warendorf


Einleitung

Der Dienstalltag von Soldatinnen und Soldaten ist in vielen Verwendungen durch hohe körperliche Anforderungen geprägt. Bedingt werden diese u. a. durch große Zusatzlasten in Form von z. B. Ausrüstungsgegenständen. Insbesondere Kraft, Ausdauer und Koordination bilden wichtige Faktoren, um den Anforderungen des Dienstes auf Dauer ohne Einschränkungen gerecht werden zu können.

Im Gegensatz dazu gibt es aber auch eine Vielzahl von Dienstposten innerhalb der Bundeswehr mit geringen körperlichen Anforderungen. Hierzu zählen beispielsweise Bildschirmarbeitsplätze mit vorwiegend sitzender Tätigkeit. Vor dem Hintergrund allgemein soldatischer Einsatzbereitschaft, die für alle gilt, und im Sinne einer Verletzungsprophylaxe ist auch hier eine entsprechende Körperliche Leistungsfähigkeit (KLF) gefordert. Die Bandbreite der körperlichen Anforderungen an die Soldatinnen und Soldaten ist somit sehr groß. Um die körperliche Einsatzbereitschaft sicher zu stellen, sind Soldatinnen und Soldaten verpflichtet, regelmäßig dienstlich die KLF durch Sport und Militärisches Fitnesstraining zu trainieren.

Sportlehrer und Sportausbilder

Erkannte Defizite des alten Systems

Das Training zur Verbesserung der KLF in der Bundeswehr wird im Schwerpunkt durch nebenamtliche Sportausbilderinnen und Sportausbilder geplant und durchgeführt. Hauptamtlich sind lediglich 36 Sportlehrer /­­ -innen Bundeswehr Truppe (SpLhrBw Tr) und 4 Leitende SpLhrBw Tr querschnittlich im System eingesetzt. Die Tätigkeit des hauptamtlichen Personals muss sich aufgrund der großen räumlichen Verantwortungsbereiche in der Praxis in erster Linie auf die Fort- und Weiterbildungen der nebenamtlichen Ausbilderinnen und Ausbilder beschränken. Da die zeitliche Belastung durch die Kernaufträge der Soldatinnen und Soldaten in der Regel sehr hoch ist, bleibt für die Nebenfunktion Sportausbilderin oder Sportausbilder häufig keine Zeit, um diese Aufgabe strukturiert, zielorientiert und insbesondere systematisch durchführen zu können.

Das Ausbildungsgebiet KLF ist insgesamt durch eine mangelnde Durchschlagskraft des hauptamtlichen Personals und eine hohe zeitliche Belastung des nebenamtlichen Personals gekennzeichnet.

Neukonzeption

Durch die Einführung eines neuen Konzepts zur Stärkung hauptamtlicher Strukturen soll diesem Missstand entgegengewirkt werden. Ziel ist eine strukturierte, leistungsdifferenzierte und auf militärische Belange ausgerichtete Ausbildung der KLF. Außerdem soll es zu einer Effektivitätssteigerung des hauptamtlichen Sportfachpersonals bei gleichzeitiger Entlastung der nebenamtlichen Sportausbilderinnen und Sportausbilder kommen. Dafür ist eine Umverteilung der Arbeitsbelastung von der „Truppe“ auf neu zu schaffende Dienstposten notwendig.

Abb. 1: Vorhandene (links) und Zielstruktur im Ausbildungsgebiet KLF

Neu geschaffen werden die Dienstposten der Trainer Sport/KLF Bw. Mit dem angestrebten Verhältnis von einer Trainerin bzw. einem Trainer pro Einheit werden diese hauptamtlichen Ausbilderinnen und Ausbilder KLF in engem Kontakt zu den Soldatinnen und Soldaten stehen. Auftrag der Trainer Sport/KLF Bw:

Planung, Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des sportlichen Trainings und des militärischen Fitnesstrainings entlasten die nebenamtlichen Ausbilderinnen und Ausbilder von diesem Auftrag.

Die Trainer Sport/KLF Bw sollen vorrangig aus der Gruppe ehemaliger Spitzensportlerinnen und Spitzensportler der Bundeswehr rekrutiert werden. Mit ihrer Vorerfahrung und Weiterqualifizierung durch eine 12-wöchige Ausbildung an der SportSBw sollen die Trainer Sport/KLF Bw zu einer Qualitätssteigerung und Professionalisierung des Trainings der KLF beitragen. Im engen Schulterschluss mit dem militärischen Führungspersonal auf Einheits- und Verbandsebene und unter Berücksichtigung der Jahresausbildungsvorhaben sollen sie Trainingsmaßnahmen koordinieren, um so die Einsatzbereitschaft der Truppe zu erhöhen.

Unterstützt werden sie dabei von den schon vorhandenen SpLhrBw Tr als zentrale Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für alle sportfachlichen Fragen, die sich im Zusammenhang mit Infrastruktur sowie Methodik und Didaktik der Ausbildung KLF stellen. Damit übernehmen sie gleichzeitig die Funktion eines Sportoffiziers, was zu einer weiteren Entlastung der Truppe führen wird.

Schrittweise Realisierung

In einem ersten Schritt entstehen Stützpunkte Sport/KLF Bw. Diese verstehen sich als Kompetenzzentren Sport/KLF, die der Truppe eine hochqualifizierte Dienstleistung im Bereich des körperlichen Trainings zur ­Verfügung stellen. Die Stützpunkte werden durch die Managerinnen und Manager Sport/KLF Bw (bisher: SpLhrBw Tr) geführt und sollen je nach Stärke des militärischen Personals vor Ort über eine entsprechende Anzahl von Trainern Sport/KLF Bw verfügen. Die Stützpunkte Sport/KLF Bw werden an bereits bestehende Standorte angegliedert. Ausgewählt werden vor allem Standorte mit Verbänden, die regelmäßig im Einsatz oder in einsatzgleichen Verpflichtungen gebunden sind. Für die Erprobung des Konzepts wurden zunächst das Panzergrenadierlehrbataillon 92 sowie das Artillerielehrbataillon 325 in Munster ausgewählt. Im Herbst 2019 kamen die Gebirgsjägerbataillone 232 in Bischofswiesen und 233 in Mittenwald sowie das Feldjägerregiment 3 in München hinzu.

Abb. 2: Schrittweise Einrichtung der Stützpunkte Sport/KLF Bw

Fazit

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass durch die Einführung eines Systems mit hauptamtlichen Trainern KLF zwei Ziele erreicht werden:

Der Einsatz von hochqualifizierten Ausbilderinnen und Ausbildern KLF führt zu einer Professionalisierung des Ausbildungsgebiets KLF. Durch gezieltes, strukturiertes und bedarfsträgergerechtes körperliches Training wird die körperliche Leistungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft der Soldatinnen und Soldaten erhöht.

Durch die Umverteilung von Aufgaben, insbesondere der praktischen Durchführung des Trainings KLF und der Aufgaben des Sportoffiziers, wird die Truppe von Nebenaufträgen im Ausbildungsgebiet KLF entlastet.

Verfasser

Oberst Michael Maul

Sportschule der Bundeswehr – Kommandeur

Dr.-Rau-Allee 32, 48231 Warendorf

E-Mail: michaelmaul@bundeswehr.org