Wehrmedizinische Monatsschrift

Mobilisierung zur Prävention –
Erfahrungen aus der Gesundheitsbranche

Kai Swobodaa

a Vorstand der IKK classic, Dresden


Einleitung

Die IKK classic gehört zu den Top-Ten der gesetzlichen Krankenkassen. Mit 3,2 Millionen Versicherten, 405 000 Firmenkunden und einem Haushalt von knapp 11 Milliarden Euro ist sie die größte deutsche handwerkliche Krankenversicherung.

Den gesetzlichen Auftrag, mit gezielter Prävention die Gesundheit der Versicherten zu verbessern, nimmt die IKK classic in konsequenter Ausrichtung auf das deutsche Handwerk wahr. Dabei stehen neben den einzelnen handwerklich Tätigen speziell die handwerklichen Betriebe und ihre Arbeitsabläufe im Fokus.

Branchenprobleme im Fokus

Genereller Ansatzpunkt für die angebotenen Maßnahmen sind nachhaltige Strukturprobleme der Handwerksbranche, die einen nicht-trivialen Gesundheitsbezug aufweisen. Zu diesen Problemen gehören in erster Linie Schwierigkeiten der Nachwuchsrekrutierung, ebenso der Fachkräftemangel und allgemein die demografische Entwicklung (alternde Gesellschaft).

Mit ihren betriebszentrierten Angeboten greift die Kasse diese globalen Themen auf, und verfolgt das Ziel, ein gesundheitsgerechtes Arbeitsumfeld zu fördern, das

Der Bezug auf genuine Themen der handwerklichen Zukunftssicherung trägt zur Motivation von Arbeitgebern und Beschäftigten bei, sich für Präventionsanliegen zu öffnen sowie Zeit und Manpower in entsprechende Vorhaben zu investieren.

Unterstützende Anreize

Neben individualpräventiven Aktivitäten in den Feldern Ernährung, Bewegung, Entspannung und Suchtprävention gehören Beratungen, Coachings und Aktionen in den Handwerksbetrieben zum Maßnahmenrepertoire.

Als unterstützender Faktor, um Beteiligungsmotivation bei den Adressaten zu generieren, fungiert ein Anreizsystem (Bonussystem), das die aktive Beteiligung mit finanziellen Gratifikationen verbindet.

Eine zentrale Herausforderung, der sich handwerksbezogene Prävention zu stellen hat, ist die ausgeprägt kleinbetriebliche Struktur des handwerklichen Wirtschaftszweiges mit im Schnitt einstelliger Mitarbeiterzahl und häufig wechselnden Arbeitsorten (etwa im Bau­gewerbe). Die damit verbundenen Reichweiten- und Kommunikationseinschränkungen stellten in der Vergangenheit eine anspruchsvolle Hürde für den angemessenen Ressourceneinsatz dar.

Abb. 1. Digitale Anreizsysteme haben im Rahmen des BGM ein besonders Potenzial.

Digitale Antworten

Den strukturbedingten Restriktionen begegnete die IKK classic mit Erfolg durch den flächendeckenden Einsatz mobiler Einheiten (Gesundheitsmobile), zunehmend auch durch Webinare und in jüngerer Zeit durch den Einsatz mobiler digitaler Technik, insbesondere in Form von Gesundheits-Apps.

Diese stellen einen vielversprechenden Ansatz dar, um raumzeitlichen Einschränkungen gerade in kleinteilig aufgebauten Adressatengruppen wirksam zu begegnen. Beispiele für solche innovativen Präventionsangebote bei der IKK classic sind etwa eine Männer-App oder ein Pilotprojekt zur digital begleiteten Stressreduktion.

Anreize und Convenience

Eine Reihe von Faktoren tragen zur Sicherung und Stabilisierung der Teilnehmermotivation bei den Angeboten der IKK classic bei. Dazu zählen die hohe, gesicherte und extern zertifizierte Qualität aller Maßnahmen, die grundsätzlich weitgehende Kostenfreiheit für die Adressaten sowie die Chance, bei erfolgreicher Teilnahme einen finanziellen Bonus zu erhalten. Dieser wird sowohl an einzelne Versicherte bei Nachweis individualpräventiver Aktivitäten als auch an Arbeitgeber bei erfolgreichen Betriebsaktionen gezahlt.

Insbesondere im individualpräventiven Bereich stellt zudem die komfortable und schnelle „Abrechnung“ durch eine entsprechende App einen erheblichen Convenience-Aspekt dar, der die Inanspruchnahme erleichtert und stimuliert.

Umfang und Reichweite

Deutschlandweit betreut die IKK classic mehr als 1 000 Unternehmen im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Darüber hinaus werden jährlich – oft in Kooperation mit Handwerksorganisationen – bis zu 1 000 Gesundheitstage in Betrieben durchgeführt. Als Motivationsauftakt dienen sie dazu, Arbeitgeber wie Arbeitnehmer für den Stellenwert der Ressource Gesundheit zu sensibilisieren.

In der Individualprävention erzielt die Kasse eine jährliche Reichweite von fast 90 000 Kursteilnahmen und wendet dafür 7,5 Millionen Euro auf. 10 000 Versicherte nehmen zudem das Angebot von IKK Aktiv-Tagen wahr, das mit einem Etat von 1,7 Millionen Euro pro Jahr durchgeführt wird.

BGM „rechnet sich“

Das BGM-Bonusprogramm der IKK-classic führt zu einer Win-Win-Situation:

Vor allem aber wird das Hauptziel aller Maßnahmen erreicht:

Der Gesundheitszustand der Versicherten wird nachhaltig verbessert.

Abb. 2: Rückgang der AU-Tage bei den Betrieben, die am BGM-Bonusprogramm teilnehmen

Abb. 3: Positiver Trend bei der Reduzierung der Langzeitfälle

Abb. 4: Rückgang der AU-Tage bei Muskel- und Skeletterkrankungen

Abb. 5: Die Reduzierung der Leistungsausgaben bei Teilnehmern am BGM-Bonus-Programm bedeutet einen Rückgang der Erkrankungen in dieser Gruppe.

Verfasser

Kai Swoboda

Vorstand der IKK classic

Tannenstr. 4b, 01099 Dresden

E-Mail: kai.swoboda@ikk-classic.de