Kommando Sanitätsdienst

der Bundeswehr

Inspekteur

Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser,

das beherrschende globale Thema ist seit einigen ­Monaten die Covid-19-Pandemie. Deutschland ist bisher vergleichsweise glimpflich durch die Pandemie gekommen. Durch umfangreiche und effektive Maßnahmen konnte eine Situation wie in anderen Ländern bisher vermieden werden. Bei all den Klagen über Einschränkungen, die wir ertragen mussten und noch müssen, sollten wir uns dies immer wieder vor Augen führen. Vorbei ist die Krise noch lange nicht! Neu aufflammende Cluster zeigen, wie dynamisch diese Pandemie weiterhin ist. Die Anwesenheit des Virus wird uns allen weiterhin einiges abverlangen. Dies erleben wir alle aus unterschiedlichen Perspektiven.

So bedeuten die Lockerungsmaßnahmen für unsere in das zivile Gesundheitssystem eingebundenen Bundeswehrkrankenhäuser, sich wieder dem normalen Betrieb zuzuwenden, ohne jedoch die Krise aus den Augen zu verlieren. Und dieser Spagat wird noch für absehbare Zeit für alle im jeweiligen Verantwortungsbereich handlungsleitend sein. Hilfsleistungen, wo immer sie möglich sind, werden durch den Sanitätsdienst der Bundeswehr weiterhin mit großem Engagement und voller Überzeugung geleistet. Denn als integraler Teil der Gesellschaft ist die Einhegung der Pandemie auch für uns ein wesentliches Ziel.

Alle Aktivitäten des Sanitätsdienstes werden aus dem Einsatzführungszentrum im Kommando Sanitätsdienst in Koblenz koordiniert. Hier laufen alle Informationen zusammen und werden fachlich bewertet, hier werden sanitätsdienstliche Maßnahmen abgestimmt und Anträge auf Hilfeleistungen und Unterstützung entschieden. Die Einrichtung dieses Führungszentrums hat sich schon jetzt bewährt.

Für die Bundeswehr haben wir im Sanitätsdienst der Bundeswehr umfangreiche Konzepte und Empfehlungen erarbeitet, die eine Infektionsausbreitung im Dienst minimieren sollen. Dabei stehen wir immer im Spannungsverhältnis zwischen dem militärisch Notwendigen und dem Gebot von Mindestabstand zwischen Personen und weiteren erforderlichen Schutzmaßnahmen.

An uns, die Angehörigen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr richten sich besondere Erwartungen aufgrund unserer medizinisch-fachlichen Befähigungen und unserer spezifischen Erfahrungen in der Bewältigung kom­plexer und kritischer Situationen.

Ich bin stolz auf die Menschen, die bereit sind in einer Krise anzupacken, die anderen helfen und ihre persönlichen Belange hintanstellen. Von diesen Menschen habe ich in den letzten Monaten viele in meinem Verantwortungsbereich getroffen und mich mit ihnen ausgetauscht. Das hat auch mir persönlich Kraft und Zuversicht gegeben.

In dieser Sonderausgabe der WMM wird die Covid-Krise aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Die Vielfalt und Qualität der Beiträge zeigt, dass wir ein unglaubliches Potenzial im Sanitätsdienst haben, mit dem wir auch der Komplexität einer Pandemie gerecht werden können. Wir sollten die gemachten Erfahrungen im Sinne von „Lessons identified“ aufbereiten und unsere Rückschlüsse ziehen, damit sie zu „Lessons learned“ werden.

Persönlich sehe ich eine Krise immer auch als Chance für positive Veränderungen. Und die gibt es gerade auch in dieser Krise: Das Zusammengehörigkeitsgefühl wurde durch die Fokussierung auf diesen Auftrag spürbar gestärkt. Die unterschiedlichen Bereiche, Krankenhäuser, Sanitätstruppe, regionale Sanitätseinrichtungen sowie Reserve sind zusammengewachsen. In der Digitalisierung der Arbeit und vor allem der Ausbildung wurden neue Wege beschritten und realisiert, die vor kurzem noch undenkbar schienen. Alte Verfahren, die uns liebgeworden sind, wurden auf den Prüfstand gestellt, Bürokratie wurde abgebaut. Nutzen wir diese Erfahrungen während der Krise, um uns Gedanken über das Wesentliche zu machen. Bauen wir auf das, was sich in der Krise bewährt hat und haben wir den Mut, die neuen Wege auch weiterhin zu beschreiten.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und daraus viele nützliche und weiterführende Anregungen.

Ihr

Dr. Ulrich Baumgärtner

Generaloberstabsarzt

Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr