Wehrmedizinische Monatsschrift

AUSGEZEICHNETE ZUSAMMENARBEIT

Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie verleiht den
NIS-Generali-Preis an zivil-militärische Arbeitsgruppe

Der NIS-Generali-Preis für die Verbesserung der Schwerverletztenversorgung wird seit 2020 jährlich von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), vertreten durch ihre Sektion Notfall-, Intensivmedizin und Schwerverletztenversorgung (NIS), verliehen. Der Zweck der von der Generali Deutschland AG gestifteten Auszeichnung ist die Förderung von Untersuchungen und Projekten zur Verbesserung der Qualität der Versorgung schwerverletzter Patienten. Erster Gewinner des Preises ist eine interprofessionelle Arbeitsgruppe um Dr. rer. ­medic. Anna C. Hörster (IFOM – Institut für Forschung in der operativen Medizin), Oberfeldarzt Prof. Dr. Martin Kulla (Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Klinik für Anästhe­sio­logie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerz­therapie), Oberfeldarzt Dr. Dan Bieler (Bundeswehr­Zentralkrankenhaus Koblenz, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Handchirurgie, Verbrennungsmedizin) sowie Prof. Dr. rer. medic. Rolf Lefering (IFOM).

Qualitätsindikatoren im TraumaRegister DGU neu bewertet

Das mit dem Preis ausgezeichnete Projekt überprüft quantitativ – anhand realer Versorgungsdaten – die Eignung neuer Qualitätsindikatoren für die Schwerverletztenversorgung im TraumaRegister DGU [2] (Abbildung 1). Der hierbei überprüfte Satz aus 40 potenziellen Indikatoren wurde zuvor mit Hilfe einer Literaturrecherche sowie einer qualitativen Expertenbewertung identifiziert [1]. Von den 40 Qualitätsindikatoren aus dem Bereich Prozessmanagement bezogen sich 26 auf Interventionen oder Ereignisse der prähospitalen und klinischen Traumaversorgung. Weitere 14 Indikatoren untersuchten Zeiträume mit Bezug zur Versorgung. Als zentraler Parameter der Ergebnisqualität wurde die Sterblichkeit im Krankenhaus herangezogen.

Bereits zuvor sammelte die Arbeitsgruppe aus Gesundheitsökonomen, Ärzten, Gesundheitspflegern und Statistikern durch die Suche nach und Validierung von Qualitätsindikatoren für zentrale Notaufnahmen Erfahrung mit der angewendeten Methodik [3][4].

Seit dem Jahr 2019 sind die neuen Qualitätsindikatoren nun Bestandteil der jährlichen Jahresberichte im TraumaRegister DGU und dienen damit als Grundlage für die externe Qualitätssicherung in über 600 Traumazentren Deutschlands (vgl. Abbildung 2). Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe belegen auch, wie fruchtbar die Zusammenarbeit von Experten mit unterschiedlichem Fachhintergrund sein kann.

Abb. 1: Der NIS-Generali-Preis wurde bereits im September 2020 in Berlin verliehen. Pandemiebedingt fand eine gemeinsame Abschlussbesprechung der interprofessionellen Arbeitsgruppe um Anna Hörster, Martin Kulla, Dan Bieler und Rolf Lefering erst im darauffolgenden Monat in Köln statt.

Abb. 2: Auszug aus dem Jahresbericht 2019 des TraumaRegister DGU(R) der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie: Dargestellt sind lediglich Daten des Gesamtregisters, Daten der individuellen Klinik fehlen. (mit freundlicher Genehmigung der Sektion Notfall und Intensivmedizin in der Schwerverletztenversorgung – http://www.traumaregister-dgu.de/de/service/downloads.html Abruf am 27. Oktober 2020)

Ausblick

In den kommenden Jahren soll nicht nur der individuellen Klinik, sondern zusätzlich den korrespondierenden TraumaNetzwerken DGU ein standardisiertes Feedback ihre Leistung als Ganzes zurückgespiegelt werden, um dadurch die speziellen Themen der Patientenversorgung im Systemverbund der TraumaNetzwerke DGU weiter zu adressieren.

Literatur

  1. Bieler D, Horster A, Lefering R, Franke A et al.: Evaluation of new quality indicators for the TraumaRegister DGU((R)) using the systematic QUALIFY methodology. Eur J Trauma Emerg Surg 2020: 46: 449-460. mehr lesen
  2. Hörster A, Kulla M, Bieler D, Lefering R: [Empirical evaluation of quality indicators for severely injured patients in the TraumaRegister DGU®]. Unfallchirurg 2020; 123: 206-215. mehr lesen
  3. Hörster AC, Kulla M, Brammen D, Lefering R: Potenzial zur Erfassung von international etablierten Qualitätsindikatoren durch ein nationales Notaufnahmeregister. Med Klin Intensivmed Notfmed 2018; 113: 409-417. mehr lesen
  4. Kulla M, Görtler M, Somasundaram R et al.: Bewertung von Qualitätsindikatoren für die Notaufnahme: Erstmalige Anwendung eines modifizierten QUALIFY-Ansatzes mit nachfolgender interprofessioneller Expertendiskussion. Notfall Rettungsmed 2016; 19: 646-656. mehr lesen

Verfasser

Oberfeldarzt Prof. Dr. Martin Kulla

Bundeswehrkrankenhaus Ulm

Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin,
Notfallmedizin und Schmerztherapie

Oberer Eselsberg 40, 89081 Ulm

E-Mail: martinkulla@bundeswehr.org