Editorial
Sehr geehrte Leserin,
sehr geehrter Leser,
die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Sanitätsdienst der Bundeswehr ist eines der wesentlichen Ziele der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. (DGWMP e. V.). Hierzu schreibt die Gesellschaft jährlich den Wettbewerb um den Heinz-Gerngroß-Förderpreis aus, bei dem sich der akademische Nachwuchs in einem wissenschaftlichen Vortrag beweisen muss. Alle zwei Jahre wird der Paul-Schürmann-Preis vergeben, mit dem herausragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Wehrmedizin und Wehrpharmazie gewürdigt werden. Im Jahre 2020 wurde dieser Preis geteilt. Als Kommandeur und Ärztlicher Direktor des Bundeswehrkrankenhauses Berlin freue ich mich besonders darüber, ihnen in dieser Ausgabe eine der beiden Siegerarbeiten vorstellen zu können. ESTEL hat mit einem Team der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie die Möglichkeiten zur Nutzung einer Online-Videosprechstunde in diesem Fachgebiet untersucht – eine Thematik, die zu Zeiten der Corona-Pandemie eine besondere Bedeutung erlangt hat.
Physische und psychische Gesundheit sowie Leistungsfähigkeit der Soldatinnen und Soldaten sind unabdingbare Voraussetzungen für einsatzfähige Streitkräfte. Dabei sind weltweit negative gesellschaftliche Gesundheits- und Leistungstrends erkennbar, die in Bezug auf die Physical Fitness nicht nur die Bundeswehr vor große Herausforderungen stellen. LEYK greift in seinem Beitrag das Problem „Individuelle Einsatzfähigkeit“ auf. Er stellt eine durch das Institut für Präventivmedizin der Bundeswehr durchgeführte Analyse der im Rahmen der „Allgemeinen Verwendungsfähigkeitsuntersuchung auf individuelle Grundfertigkeiten“ und des „Basis-Fitness-Tests“ seit 2019 erhobenen Daten vor und zeigt Optionen zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit unserer Soldatinnen und Soldaten auf.
Therapie und Rehabilitation im Falle eines Psychotraumas und insbesondere dessen Prävention sind einer der Forschungsschwerpunkte am Bundeswehrkrankenhaus Berlin. Für das hier etablierte Psychotraumazentrum der Bundeswehr gewinnen dabei zivil-militärische Kooperationen immer mehr an Bedeutung, wie die in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Essen von WESEMANN et al. durchgeführte Studie zur psychischen Belastung von Patienten und medizinischem Personal unter den Bedingungen der COVID-19-Pandemie zeigt. Und ebenso erschließt die gemeinsame Forschung von Klinik und Regionalen Sanitätseinrichtungen Potenziale, die es weiterzuentwickeln gilt. Ein Beispiel hierfür geben LANGNER et al. aus klinischer Sicht und SCHLOTTMANN et al. aus dem Blickwinkel eines Facharztzentrums mit der Vorstellung eines Pilotprojekts zur dienstlichen Reintegration psychisch Erkrankter Soldatinnen und Soldaten. Und BÜHLER nimmt sich mit den psychischen Folgen für Betroffene bei wehrdisziplinaren Ermittlungen, z.B. nach Ereignissen im Einsatz, eines Themas an, welches bisher weitgehend unbeachtet geblieben ist.
Nicht zuletzt gibt MARKOFF mit seinem Beitrag zum protokollbasierten Weaning auf der Intensivstation ein zur Nachahmung empfohlenes Beispiel dafür, wie aus der täglichen praktischen Arbeit heraus Denkanstöße gegeben werden können, die zur fachlichen Weiterentwicklung im Sanitätsdienst beitragen.
Ich wünsche Ihnen viel Freude und interessante Informationen beim Lesen dieser Ausgabe.
Ihr
Generalarzt Dr. Horst-Peter Becker