Wehrmedizinische Monatsschrift

SI VIS PACEM PARA BELLUM

Flottenarzt Dr. Stefan Stein mit polnischem Orden gewürdigt

„SI VIS PACEM PARA BELLUM“ war das berufliche Leitmotiv von Flottenarzt Dr. Stefan Stein. Insbesondere seine letzte Verwendung als Leitender Sanitätsoffizier (LSO) des Multinational Corps Northeast (MNC NE) in Stettin war geprägt von der Abschreckung der militärischen Bedrohung durch Russland, die nicht nur gegen die baltischen Staaten, Finnland, Schweden und Polen gerichtet ist. Auch Deutschland als strategische Tiefe der NATO-Verteidigung ist im Visier von u. a. in Königsberg stationierten Mittelstreckenwaffen. Krim-Annexion und Ukraine-Konflikt belegen die politische Gefährlichkeit Russlands, Manöver der ZAPAD Serie demonstrieren die russische Befähigung zur militärischen Umsetzung.

„SI VIS PACEM PARA BELLUM“ ist im NATO-Wertekontext undenkbar ohne die Sorge um Verwundete. Deutschland als sanitätsdienstliche Lead Nation ist gefordert, durch Wahrnehmung entsprechender Führungsverantwortung in der NATO geeignete Versorgungsstandards zu definieren und implementieren. Im Rahmen der Beauftragung des MNC NE mit der militärischen Gesamtverantwortung NATO-Nord-Ost-Flanke übernahm Deutschland 2015 die Besetzung des LSO Dienstpostens. Es galt, einen Sanitätsstabsoffizier mit Truppenerfahrung, noch eigenem Erleben von NATO-Großmanövern, einschlägigen Kenntnissen von sanitätsdienstlicher Einsatzplanung und Einsatzstrukturen, Führungserfahrung in Auslandseinsätzen und internationalen Stabsverwendungen zu finden. Die Wahl fiel auf Flottenarzt Dr. Stein, dem nach Absolvierung des NATO Defence College noch fünf Jahre Dienstzeit zur Verfügung standen.

Dr. Stein hatte als junger Kompaniechef einer Krankentransportkompanie an letzten NATO-Manövern im Kalten Krieg teilgenommen, als Notarzt erlebte er den Alltag der Rettungskette, in Verwendungen im Führungsbereich 3 befasste er sich intensiv mit sanitätsdienstlicher Einsatztaktik. Bordkommandos sowie Ausbildung in Israel und den USA weiteten seinen fachlichen Horizont. Internationale Stabsverwendungen bei den Vereinten Nationen in New York und EU/NATO vertieften seine Befähigung, Auslandseinsätze in Kommandeur- und LSO-Funktionen rundeten das Portfolio ab.

Das Stettiner Korps wirkt durch seinen Auftrag (Koordinierung aller NATO-Maßnahmen und Führung der NATO-Truppen an der NATO-Nord-Ost-Flanke im Einsatz) für zukunftsweisende Entwicklungen in der NATO als Blaupause. Mit seinem Team leistete Dr. Stein dabei wichtige konstruktive Beiträge zur Ausplanung sanitätsdienst­licher Optionen für mögliche Einsatzszenarien. Gleichermaßen legte er mit konsequenter Beharrlichkeit den Finger in die Wunde mangelnder sanitätsdienstlicher Fähigkeiten des Bündnisses.

Bei der Verabschiedung von Flottenarzt Dr. Stein in den Ruhestand hob der Commander MNC NE, Generalleutnant Wojchiechowski, dessen besonderen Verdienste um die sanitätsdienstliche Ausplanung für den Verteidigungsfall an der Nord-Ost-Flanke hervor. Trotz immer wieder erfolgten “Störfeuers“ habe Stein als LSO unbeirrt auf die Schließung der sanitätsdienstlichen Fähigkeitslücken hingewirkt. Er habe entscheidende Beiträge dazu geleistet, dass die von ihm postulierte sanitätsdienstliche Fähigkeitstrias: „Attaining Medical Self Sufficiency, Maintaining Medical Chain of Rescue, Sustaining Medical Resupply“, Eingang in den „Graduate Response Plan“ gefunden habe.

Im Namen des polnischen Verteidigungsministers wurde Dr. Stein für sein Wirken mit der Medalem Wojska ­Polskiego ausgezeichnet. Diese wird an ausländische Offiziere insbesondere für Verdienste zur Verteidigungsfähigkeit Polens verliehen. Ein würdiger Abschluss eines sinnstiftenden soldatischen Berufslebens.

Multinational Corps Northeast Szcecin
Public Affairs Officer
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