Editorial
Sehr geehrte Leserin,
sehr geehrter Leser,
seit Anfang letzten Jahres dominieren die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Erfahrungen, aktuellen Forschungsergebnisse, Präventionsstrategien und Behandlungsmethoden die mediale Aufmerksamkeit. Auch die Gesundheitseinrichtungen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr sind davon betroffen und haben sich mit viel Kreativität, Professionalität und großem Engagement sehr erfolgreich den neuen pandemischen Herausforderungen gestellt. Es ist eine wertvolle Erfahrung im BundeswehrZentralkrankenhaus Koblenz – wie sicher auch in allen anderen Gesundheitseinrichtungen – welch eine Innovationskraft, Reaktionsfähigkeit und Resilienz interdisziplinäre Teams entfalten können.
Die Weiterentwicklung von Forschung, Medizin und Technik schreitet jedoch auch jenseits von SARS-CoV-2 enorm voran. Sie fördert fachübergreifende Zentrumsbildungen und ist heute wie auch zukünftig ohne enge zivil-militärische Kooperationen kaum denkbar. Im Hinblick auf die Verwundungen und Verletzungen von Soldatinnen und Soldaten, Tumorerkrankungen und andere schwerwiegende pathologische Zustände im Kopf-, Mund-, Gesichts- und Halsbereich wird der Vorteil eines interdisziplinären Vorgehens ganz besonders deutlich.
So wurde 2008 die Kopf-Klinik des Bundeswehrkrankenhaus Ulm gegründet. Man wollte hierdurch eine optimale, schnelle und fächerübergreifende Behandlung von Patienten mit komplexen Erkrankungen und Verletzungen im Kopf- und Halsbereich gewährleisten. Auch das vor anderthalb Jahren im BundeswehrZentralkrankenhaus Koblenz gegründete Kopfzentrum mit seinen neun beteiligten Fachgebieten hat eine außergewöhnlich patientenzentrierte Qualität der Versorgung geschaffen, die nicht mehr von einzelnen Kliniken, sondern bereits jetzt von einer institutionalisierten fachübergreifenden Diagnostik- und Therapieplanung bestimmt wird. Insbesondere die langjährige Erfahrung, dass fast 60 % aller in kriegerischen Auseinandersetzungen verwundeten Soldatinnen und Soldaten Kopfverletzungen aufweisen, verdeutlicht die Notwendigkeit einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit der „Kopffächer“.
In den Beiträgen der beiden Bundeswehrkrankenhäuser wird deutlich, dass die bei der Behandlung schwerster Erkrankungen im Kopf- und Halsbereich, wie z. B. im Rahmen der Tumortherapie, Erfahrungen erworben und Technologien eingesetzt werden, die bei der Behandlung komplexer Gesichts- und Kopftraumata unmittelbar unseren Soldatinnen und Soldaten zugutekommen. Weiterhin wird der Stellenwert der „high end“ Medizintechnik und damit letztendlich auch die Abhängigkeit der sanitätsdienstlichen Versorgungsqualität von zeitgemäßen Beschaffungsprozessen deutlich.
Kooperationen von Sanitätseinrichtungen – gerade mit den Partnern im zivilen Gesundheitssystem – benötigen darüber hinaus zwingend aktuelle digitale, daten- und informationssichere Kommunikations- und Zusammenarbeitsformen. Auch hier liegt ein Entwicklungsfeld, das an den Fallbeispielen der beiden Kopfzentren besonders deutlich wird.
Der medizinhistorische Blick zurück auf die Entwicklung des selbstständigen Organisationsbereiches „Zentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr“ ist ein weiteres Highlight dieser Ausgabe, für die ich Ihnen viel Freude beim Lesen wünsche.
Generalarzt Dr. Almut Nolte
BundeswehrZentralkrankenhaus Koblenz
Kommandeurin und Ärztliche Direktorin