Wehrmedizinische Monatsschrift

Editorial

Sehr geehrte Leserin,
sehr geehrter Leser,

seit Anfang 2020 wird unser Leben durch die COVID-19-Pandemie bestimmt. Das gilt auch für unsere Arbeit am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr (IMB), an dem im Januar 2020 der erste Nachweis von SARS-CoV-2 in Deutschland erfolgte und wo seitdem erhebliche Ressourcen durch die Pandemie gebunden wurden. Mit dem Aufbau eines mittlerweile breiten Netzes zur PCR-Diagnostik und Genomsequenzierung – sowohl in Zusammenarbeit mit den Bundeswehrkrankenhäusern als auch im Einsatz – ist der Sanitätsdienst der Bundeswehr für die weitere Pandemiebekämpfung gut aufgestellt.

Über COVID-19 darf aber nicht die Notwendigkeit der ständigen Weiterentwicklung unserer Fähigkeiten zur Abwehr biologischer Bedrohungen aus dem Blick geraten. Deshalb freue ich mich darüber, dass Angehörige des IMB mit zwei Beiträgen auch zu dieser Ausgabe beitragen. Stand in der Juni-Ausgabe der WMM der Milzbrand im Fokus, ist es in diesem Heft das wehrmedizinisch sehr relevante FSME-Virus. Mit einer Arbeit von LANGE et al. wird an den österreichischen Sanitätsoffizier Dr. Hans Schneider erinnert, der – bisher in der Literatur kaum erwähnt – durch sorgfältiges Beobachten von Krankheits­symptomen 1931 erstmals das klinische Bild der FSME in Österreich beschrieb, ohne damals um den Erreger zu wissen. Seine Arbeit zeigt uns, dass der klinische Blick und die genaue Dokumentation auch heute noch wichtige erste Schritte zur Entdeckung von neuen und bisher unbekannten Krankheiten sind. DOBLER gibt danach einen Überblick über die FSME und andere durch Zecken übertragene Krankheiten – eine permanente Gefahr für unsere Soldatinnen und Soldaten, was auch das Titelbild dieser Ausgabe illustriert.

Diese Ausgabe befasst sich darüber hinaus mit einem breiten fachlichen Spektrum: Aus der Präventivmedizin widmen sich VITS et al. dem nach ihren Erkenntnissen auch bei militärischem Personal unterschätzten Risiko des Vitamin D-Mangels und machen Vorschläge zur Prophylaxe. Der Frage, wie man neuroradiologische Zufallsbefunde im Zusammenhang mit der Beurteilung der Wehrfliegerverwendungsfähigkeit bewerten soll, wenden sich BEHLING et al. zu. Sie zeigen in ihrer Arbeit Präzision und Aussagekraft moderner bildgebender Verfahren. KNÖCHNER und OSTHÖVENER beschreiben am Beispiel einer Medikamentenverwechslung unter Zeitdruck, wie man im Sinne einer zeitgemäßen Fehlerkultur mit solchen Ereignissen umgeht, und wo anzusetzen ist, um ähnliche Fehler zukünftig zu vermeiden.

MARKOFF befasst sich in Fortsetzung einer im Märzheft begonnen Artikelserie „Beatmung“ mit der protokollbasierten Bauchlagerung von wachen Patienten mit SARS-CoV-2 induziertem Lungenversagen. Der Beitrag soll auch auf das im September am Bundeswehrkrankenhaus Berlin stattfindende „Kolloquium Intensivmedizin“ hinweisen, zu dem Sie auf der Seite 330 dieser Ausgabe nähere Informationen finden.

Abschließend möchte ich Sie auf die 17. Medical Biodefense Conference hinweisen, die vom 29. September bis zum ­­1. ­Oktober 2021 in München stattfinden wird. Weitere Informationen finden Sie unter <https://conference.instmikrobiobw.de/>.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Studium dieser Ausgabe.

Oberstarzt Priv.-Doz. Dr. Roman Wölfel
Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr