Wehrmedizinische Monatsschrift

„DENTAL CONNECTION“

M2M – Zahnärztlicher Erfahrungsaustausch in Baumholder

Patrick Bartschata

a Sanitätsversorgungszentrum Idar-Oberstein

 

Gegenseitiges Kennenlernen und Erfahrungsaustausch waren die Ziele eines Treffens der Teams der Dental Clinic der United States Army Garrison (USAG) Baumholder und der Zahnarztgruppe des Sanitätsversorgungs­zentrums Idar-Oberstein am 11. Juni 2021 in Baumholder.

Verzögerung durch COVID-19

Bereits im Januar 2021 hatten die Leiter der beiden zahnärztlichen Behandlungseinrichtungen, Lieutenant Colonel Min Kim und Oberfeldarzt Dr. Gregor Gutsche, Besuchspläne geschmiedet, die infolge der Covid-Situation erst mit einiger Verzögerung verwirklicht werden konnten. So kam der nachbarschaftliche Besuch dann endlich am 11. Juni zustande.

Die persönlichen und freundschaftlichen Beziehungen der beiden Leiter wurden durch das amerikanische Military-to-Military Programm (M2M) unterstützt. Dieses zielt darauf ab, mit dem Militär des Gastlandes zusammenzuarbeiten, um Wissen und Erfahrungen auszu­tauschen.

Abb. 1: „Dental Connection“ Idar-Oberstein/Baumholder; letzte Reihe von rechts: Lieutenant Colonel Kim, Oberfeldarzt Dr. Gutsche, Colonel Tom Goksel, Oberfeldarzt Stelz, Captain Connor.
(Alle Teilnehmenden waren vollständig geimpft; es bestand keine Maskenpflicht im Freien)

Vorträge und Besichtigung

Der Tag startete mit Vorträgen im US Conference Center „Rheinland“ in Baumholder. Beide Teams führten im Verlauf interessante medizinische, militärfachliche und auch private Gespräche, die in amerikanischem Englisch, Französisch und Türkisch geführt wurden.

Ein Vortragsthema war die Vorstellung der Struktur des zahnärztlichen Dienstes der Bundeswehr – eine Aufgabe, die von Oberfeldarzt Miriam Stelz (Führungsakademie der Bundeswehr) im Rahmen einer Keynote übernommen wurde. Von der Gastgeber-Seite wurde das US-Verwundeten-Managementsystem im Einsatz gezeigt.

Captain Schuler Luce schilderte die Versorgung verschiedener Arten häufig auftretender Frontzahntraumata. Oberfeldarzt Dr. Gregor Gutsche diskutierte einen komplexen parodontologischen Behandlungsfall, der die notwendige Integration vieler Fachdisziplinen anschaulich darstellte. Der Austausch klinischer Erfahrungen und die Erörterung zahnmedizinischer Fallstudien bildeten den Schwerpunkt eines gemeinsamen Diskussionsforums.

Die Angehörigen beider Teams wissen um die Bedeutung der langjährigen Freundschaft und Partnerschaft zwischen Deutschland und den USA. Bei vielen Einsätzen werden amerikanische und deutsche Truppen oft Seite an Seite eingesetzt. Colonel Tom Goksel (Commander Dental Health Activity Rheinland-Pfalz, Landstuhl) gab hierzu einen Überblick und präsentierte die beeindruckende Versorgung von Verletzten und Verwundeten mit dem SERE System (Survival, Evasion, Resistance, ­Escape). Er dankte abschließend allen Teammitgliedern und fand lobende Worte für die gute Organisation durch die Kameraden aus Baumholder rund um Lieutenant Colonel Kim.

Besuch in der Dental Clinic

Bereits auf dem gemeinsamen Gang vom Conference Center über das Militärareal zur Dental Clinic wurden zwischen allen Teilnehmenden Kontakte geknüpft und persönliche Gespräche geführt.

Diese setzten sich in der Dental Clinic fort, wo eine beeindruckende Führung in Kleingruppen stattfand. Die US-Ausstattung ist auf einem sehr hohen Niveau, wie man sie auch in modernen deutschen Zahnarztpraxen sehen kann – nur viel grösser und umfangreicher. So erfolgt z. B. die Anzeige der digitalen Röntgendaten/-bilder auf den jeweiligen Betrachtungsmonitoren an den Behandlungseinheiten.

Vor Ort ist ein Traysystem ergonomisch perfekt umgesetzt. Es vereinfacht Aufbereitung, Sterilisationszyklus und Dokumentation erheblich. Einzelinstrumente gibt es nicht. Die Aufbereitung erfolgt in 2 kombinierten Räumen (unreiner und reiner Bereich), die mit aktueller Medizintechnik ausgestattet sind und von geschultem Fachpersonal betrieben werden.

Abb. 2: Stabsärzte unter sich: Behandlungsraum der Dental Clinic Baumholder

Die IT-Vernetzung mit dem neuzeitlich ausgestatteten zahntechnischen Labor erlaubt eine zeit- und materialsparende Herstellung von Kronen und anderen Keramikrestaurationen mittels Frästechnik – CAD/CAM. Obwohl diese Art des digitalen Workflow nicht unbedingt eine Neuheit darstellt, war es mit Spannung zu beobachten, wie schnell Patienten prothetisch versorgt werden können. Passend dazu sind in den Behandlungsräumen alle notwendigen Geräte vorhanden, die für die korrekte Anwendung der Adhäsiv-Bonding-Techniken als obligat angesehen werden müssen (z.B. Abstrahlkammern zur Bearbeitung von Zirkon mit Aluminiumoxid).

Eine orthodontische Sektion mit Fachzahnarzt hat viele und nicht nur jugendliche Patienten, die hinsichtlich funktioneller und präprothetischer Therapien behandelt werden. Auch orthodontisch-parodontologische Fälle können konsiliarisch vor Ort bewältigt werden. Einen besonderen Stellenwert haben die Rehabilitationsbehandlungen von Traumata, die häufig bei militärischen Aktivitäten im Gelände entstehen.

Ausklang und Fazit

Bei einem amerikanischen Imbiss-Buffet fand der Besuch seinen Abschluss. Hier wurden in kleinen „coronakonformen“ Gruppen dentale und militärische Erfahrungen ausgetauscht und auch über Privates gesprochen.

Als Fazit ist festzuhalten, dass das Treffen einerseits eine fachliche Bereicherung für alle war und andererseits als „Booster“ für die zahlreichen Kontakte zwischen ­Baumholder und Idar-Oberstein auf persönlich-freundschaftlicher, militärischer und zahnmedizinisch-fachlicher Ebene angesehen werden kann.

Stabsarzt Patrick Bartschat

Sanitätsversorgungszentrum Idar-Oberstein

PatrickBartschat@bundeswehr.org