Wehrmedizinische Monatsschrift

Editorial

Sehr geehrte Leserin,
sehr geehrter Leser,

internationale Konferenzen sind für erfolgreiche Forschung unverzichtbar. So hat sich, hervorgegangen aus den ehemaligen Medizinischen A-Schutztagungen der Bundeswehr, mit der inzwischen alle zwei Jahre stattfindenden „Global Conference on Radiation Topics“ (ConRad) eine der wichtigsten internationalen wissenschaftlichen Veranstaltungen in der Radiobiologie fest etabliert. Diese fand vom 10. bis 12. Mai 2021 – erstmals als Online-Veranstaltung – zum 24. Male in München statt.

Als Leiter des Instituts für Radiobiologie der Bundeswehr ­(InstRadBioBw) freue ich mich, Ihnen in dieser unserem Fachgebiet gewidmeten Ausgabe der Wehrmedizinischem Monatsschrift zum einen unsere erstmals als Veranstalter gemachten Erfahrungen mit – coronabedingtem – „Virtual Conferencing“ vorzustellen. Soviel vorab – das Online-Format ist eine Option, kann aber das persönliche Zusammentreffen der wissenschaftlichen Community auf Dauer nicht ersetzen. Vor allem die bei diesen in den Freiräumen in Gesprächen zwischen den Sitzungen entwickelten Ideen fehlen, und diese haben sich oftmals das „Salz in der Suppe“ erwiesen – was im Übrigen auch für das „Online-Teaching“ bei der Kompetenzvermittlung im Medizinischen A-Schutz gilt, wie ein anderer Beitrag zeigt.

Schutz, Erhalt und Wiederherstellung der Gesundheit im Falle der Exposition gegenüber ionisierender Strahlung stehen im Fokus der Arbeit des InstRadBioBw. In dieser Ausgabe wollen wir Ihnen deshalb in ausgewählten Kurzbeiträgen einige Vorträge von Institutsangehörigen bei der ConRad 2021 vorstellen. Die Diskussion der Frage, wie wir uns auf radioaktive oder nukleare Katastrophen vorbereiten können, macht dabei den Anfang. Es wird gezeigt, dass „des Pudels Kern“ in einem holistischen Ansatz zur frühzeitigen Erkennung von Betroffenen liegt, die das hohe Risiko der Entwicklung einer akuten Strahlenkrankheit aufweisen und nur eine Überlebenschance haben, wenn sie schnellstens hospitalisiert und behandelt werden.

In ausgewählten Beiträgen stellen wir Ihnen moderne Verfahren der Frühdiagnostik wie die Gen-Sequenzierung im Hochdurchsatzverfahren oder den fluoreszenzmikropskopische Nachweis von DNA-Schäden in Blutzellen vor. Für das Management bei großen radiologischen oder nuklearen Schadensereignissen leisten einfach anwendbare app-basierte Screeningverfahren, z.B. durch Blutbilduntersuchungen, einen wertvollen Beitrag, wie im Artikel zum internationalen Labor-Ringversuch „ILC 2021 Exercise“ der RENEB (Running the European Network for Biodosimetry and Pyhsical Dosimetrie) gezeigt.

Ein ausführlicher Beitrag zur Iodblockade der Schilddrüse als Schutz vor der Aufnahme von Radioiod zeigt, wie wichtig internationale Kooperationen – in diesem Fall mit Japan – für erfolgreiche Forschung sind. Mit den entwickelten Tools kann eine Iod-Prophylaxe – z. B. im Falle eines Reaktorunfalls mit Freisetzung radioaktiven Fallout – optimiert und der Schutz Betroffener deutlich verbessert werden.

Über den Einsatz mesenchymaler Stammzellen gegen die Folgen einer Strahlenexposition, Beiträge der Radiobiologie zur SARS-CoV-2-Diagnostik, den neuen Forschungsbereich „Elektromagnetsiche Strahlung“ reicht das fachliche Spektrum der Beiträge aus dem InstRadBioBw, bevor abschließend aus dem Bundeswehrkrankenhaus Ulm die dortigen Fähigkeiten und Fähigkeitslücken im Medizinischen A-Schutz vorgestellt werden.

Zu allen Beiträgen finden Sie ergänzende und weiterführende Literaturhinweise, die im E-Paper (wmm-online.de) ganz überwiegend direkt verlinkt sind. Ich wünsche Ihnen viel Freude und interessanten Informationsgewinn beim Lesen dieser Ausgabe.

Oberstarzt Prof. Dr. Matthias Port
Leiter des Instituts für Radiobiologie der Bundeswehr