POST-COVID/LONG-COVID
Internistisch-neurologische Post-COVID/Long-COVID-Sprechstunde im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg
Um dem steigenden Bedarf an fachärztlicher Diagnostik von Soldaten nach SARS-CoV-2-Infektion auch im Norden Deutschlands gerecht zu werden, wurde am Bundeswehrkrankenhaus (BwKrhs) Hamburg eine interdisziplinäre Post-COVID-Sprechstunde eingerichtet. Auch die anderen BwKrhs bieten diesen Service für ihren Einzugsbereich an.
Zunehmend häufiger stellen sich Soldatinnen und Soldaten mit „Post-COVID“-Beschwerden in der truppenärztlichen Sprechstunde vor. Die beklagten Symptome spiegeln dabei die aus der Literatur bekannten Verläufe wider: Selbst bei einem „milden“ COVID-19-Verlauf erholen sich Betroffene manchmal sehr protrahiert von der Erkrankung und es werden fachärztlich die Diagnosen eines Post-COVID-, bzw. Long-COVID-Syndroms gestellt. Wie sind die Begriffe definiert, was unterscheidet sie?
In einem Review von YONG et al. (2021) wird deutlich, dass die Begriffe Long- und Post-COVID uneinheitlich verwendet werden und sich insbesondere über die Dauer der Beschwerdepersistenz definieren [2]. Ein Post-COVID-Syndrom ist nach Literaturzitaten in dem Review frühesten nach einer Beschwerdepersistenz > 4 Wochen definiert, ein Long-COVID nach > 2 Monaten. In einer Studie mit 958 Patienten zeigen AUGUSTIN et al. (Lancet Regional Health Europe, 2021), dass 12,8 % (n=123) der Patienten einer Post-COVID-Ambulanz auch noch 7 Monate nach Abklingen der akuten Erkrankung über Residualsymptome klagen (in absteigender Häufigkeit Ansosmie, Fatigue-Symptomatik, Kurzatmigkeit, Husten, Kopfschmerzen sowie Muskel- und Körperschmerzen) [1].
Interdisziplinarität gefragt
Für betroffene Soldatinnen und Soldaten im Norden Deutschlands steht am BwKrhs Hamburg qualifizierte Hilfe im Rahmen einer interdisziplinären Post-COVID-Sprechstunde zur Verfügung. Durch Bündelung der Untersuchungstermine in den Facharzt-Untersuchungsstellen „Innere Medizin“ und „Neurologie“ können Betroffene an einem Tag beschwerdefokussiert die notwendige Diagnostik durchlaufen, wobei je nach Ausprägungsgrad der Symptome Folgetermine notwendig werden können.
In Abhängigkeit von den Beschwerden werden folgende Untersuchungen angeboten:
Innere Medizin
EKG, Ergometrie, transthorakales Echokardiogram, Lungenfunktion, Labordiagnostik
Neurologie
Vigilanzdiagnostik (Pupillographie und Psychometrie), kognitive Testung (Aufmerksamkeit, verbales Langzeitgedächtnis, exekutive Funktionen, expressive Sprache sowie perzeptuell-motorische Funktionen), Geruchstestung
Häufig bewirkt bereits das Gefühl „ich werde ernstgenommen und meinen Beschwerden wird nachgegangen“ eine Reduktion des subjektiven Leidensdrucks bei Betroffenen. So versuchen wir die Resilienz zu stärken und eine möglicherweise bestehende Fatigue zu reduzieren, unter begleitendem Einsatz zum Beispiel von Krankengymnastik, Medikamenten und Empfehlungen zur Vigilanzverbesserung (Optimierung der Tagesstruktur, Förderung von Ruhe- und Entspannungsphasen, Wiedererlangung eines physiologischen Tag-/Nachtrhythmus und Reduktion von Stressoren). Auch Entspannungstechniken wie Yoga, autogenes Training, Meditation oder auch einfache Atemübungen können helfen.
Follow-up durch den Truppenarzt
Nach fachärztlicher Ausschlussdiagnostik kann ein follow-up durch den Truppenarzt in vielen Fällen bereits nach 4 Wochen eine deutliche Symptomreduktion zeigen. Sollten sich die Beschwerden hingegen persistent oder progredient darstellen, bedarf es einer Wiedervorstellung beim Facharzt. Dann muss u. a. auch über die Notwendigkeit einer ambulanten oder stationären rehabilitativen Maßnahme entschieden werden.
Ansprechstelle im BwKrhs Hamburg
Die Einsteuerung der Patienten erfolgt über die Ambulanz der Klinik für Innere Medizin, Telefon: (040) 6947–28300 (AllgFspNrBw: 90 7947–28300)
E-Mail/LoNo:
BWKrhsHamburgKlinikIFUInnereMedizin@bundeswehr.org
Literatur
- Augustin M, Schommers P, Stecher M et al.: Post-COVID syndrome in non-hospitalised patients with COVID-19: a longitudinal prospective cohort study. Lancet Reg Health Eur. 2021; 6:100122. [Epub18.Mai2021].
- Yong SJ: Long COVID or post-COVID-19 syndrome: putative pathophysiology, risk factors, and treatments [publishedonlineaheadofprint][2021May22]. Infect Dis (Lond) 2021; 1–18. <https://doi.org/10.1080/23744235.2021.1924397>, letzter Aufruf 22. Juli 2021
Oberfeldarzt Dr. Reinhard Stark
Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, Klinik IX – Neurologie
Lesserstraße 180, 22049 Hamburg
E-Mail: reinhardstark@bundeswehr.org