Wehrmedizinische Monatsschrift

Andrea Walraven-Thissen

Was tun nach einem Suizid?
Praxishandbuch zur Suizid-Postvention

Hogrefe Verlag, 1. Auflage 2021
248 Seiten, gebunden
ISBN: 9783456861364 (Print, 29,95€)
9783456961361 (PDF & EPUB 26,99€)

Einen nahestehenden Menschen plötzlich zu verlieren, ist sehr belastend, insbesondere nach einem Unfall, noch stärker durch Suizid. Jährlich beenden in Deutschland etwa 9 000 Personen absichtlich ihr Leben, darunter auch etwa 20 Soldaten der Bundeswehr. Angehörige, Hinterbliebene, Kameraden, aber auch Einsatzkräfte benötigen dann Unterstützung: „Was tun nach einem Suizid?“

Antworten zu diesem hochsensiblen Thema liefert Andrea Walraven-Thissen auf 246 Seiten in ihrem Praxishandbuch zur Suizid-Postvention, sehr authentisch aus ihrer persönlichen Perspektive durch zahlreiche reale Beispiele mit eigenen Erfahrungen aus langjähriger Krisenintervention.

Eine ausführliche Einleitung zu Risiken, Auswirkungen, falschen Vorstellungen, der Kraft von Worten und Einstellungen ist sieben praxisorientierten Abschnitten vorangestellt. Kapitel 1 widmet sich gesetzlichen Vorgaben sowie Reaktionen der Beteiligten an einem Tatort. Psychologisch bedeutsam wird in Kapitel 2 das Überbringen von Todesnachrichten thematisiert. Kapitel 3 schildert medizinisch relevante Veränderungen und die Behandlung eines Körpers bis zur Bestattung. Dass die „Kommunikation nach einem Suizid“ entscheidend sein kann für Nachahmung („Werther-Effekt“) oder Prävention („Papageno-Effekt“) ist Kern des vierten Abschnitts. Aus interkultureller und interreligiöser Perspektive beleuchtet Kapitel 5 das Tabu Suizid, Schuld und Scham. Einer Reihe von Sonderfällen (z.B. erweiterter Suizid, „suicide by cop“, prominente Fälle oder auch autoerotische Unfälle) gilt das Interesse von Kapitel 6. Wie das „Leben nach dem Suizid“ weitergeht zeigt Kapitel 7.

Fazit

Kurze Ausblicke auf die Inhalte der Kapitel und prägnante Zusammenfassungen am Schluss erleichtern das Lesen dieses sehr wertvollen Praxisbuchs für Ärzte, Rettungsdienste, Feuerwehr, Polizei, Notfallseelsorger, Psychologen, Sozialdiensten bis hin zu Bestattern. Für die Ausbildung medizinischer und psychosozialer Helfer ist das Buch eine ergiebige Fundgrube, um Einsatzkräfte auf solche hochsensiblen Situationen bestmöglich vorzubereiten. Sinnvollerweise wird an mehreren Stellen darauf hingewiesen, dass die konkret dargestellten Inhalte triggern können und nur bei seelischer Stabilität gelesen werden sollten.

Oberstleutnant der Reserve
Dr. Matthias Witt-Brummermann
Diplom-Psychologe – Notfallseelsorger
E-Mail: mawibru@unitybox.de