Wehrmedizinische Monatsschrift

KOBLENZER NACHWUCHSFORUM

Heinz-Gerngroß-Förderpreis 2021 der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V.

Der Wettbewerb um den Heinz-Gerngroß-Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. (DGWMP e. V.), der am 15. Oktober 2021 im Rahmen des 52. Jahreskongresses der Gesellschaft in Koblenz stattfand, war nicht nur für die Teilnehmenden eine große Herausforderung. Die Jury unter der Leitung von Generalarzt Prof. Dr. Horst-Peter Becker, selbst Schüler von Oberstarzt Prof. Dr. Gerngroß in den 1990er Jahren in Ulm und das letzte Mal in seiner aktiven Dienstzeit mit dem Juryvorsitz befasst, wurde vor eine schwierige Entscheidung gestellt. Nuancen bei der Punktevergabe gaben schließlich den Ausschlag.

Die Regeln

Die beim Wettbewerb um den Heinz-Gerngroß-Förderpreis gehaltenen Vorträge umfassen Themen aus dem gesamten Spektrum der Wehrmedizin und Wehrpharmazie sowie aus deren Grenzgebieten. Die Teilnehmenden kommen überwiegend aus Kliniken, Regionalen Sanitätseinrichtungen sowie forschenden Instituten der Bundeswehr. Die Teilnahme ist ebenfalls für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler möglich, die sich in ihrer vorzustellenden wissenschaftlichen Arbeit mit Themen aus der Wehrmedizin und verwandten Fragestellungen befassen.

Es gilt, in möglichst exakt 10 Minuten das gewählte Thema klar und prägnant im freien Vortrag anhand einer Präsentation vorzustellen und anschließend zu diskutieren. Bewertet werden u. a. Klarheit und Verständlichkeit der Themenbearbeitung, Qualität der Präsentation, wehrmedizinische Relevanz, Zeitmanagement sowie Verhalten in der Diskussion.

Der Wettbewerb

Pünktlich um 13:45 h eröffnete Generalarzt Prof. Dr. ­Becker die wissenschaftliche Sitzung und begrüßte die zahlreich erschienenen Zuhörenden, unter diesen ­Generalstabsarzt Dr. Armin Kalinowski und Generalarzt Dr. Jens Diehm vom Kommando Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung und den Leiter des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr, Oberstarzt Prof. Dr. Roman Wölfel. Mit einer kurzen Einführung in das Lebenswerk von Oberstarzt Prof. Dr. Gerngroß wandte sich Prof. Dr. Becker an die Teilnehmenden, wies sie in die Regeln des Wettbewerbs ein und wünschte ihnen viel Erfolg. Diese mussten dann den Vortragsraum verlassen und wurden einzeln zu ihrem jeweiligen Vortrag wieder aufgerufen.

Was dann folgte, war so nicht unbedingt zu erwarten. Sieben junge Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler traten teilweise zum ersten Mal in ihrer akademischen Laufbahn vor einem größeren Auditorium auf und präsentierten in freiem Vortrag die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Dabei überzeugten nicht nur die Qualität der vorgestellten Arbeiten und deren grafische Präsentation; vor allem die Vortragsweise der Teilnehmenden wie auch ihr souveräner Umgang mit den Fragen aus der Jury bei der anschließenden Diskussion waren bestechend.

Das Themenspektrum war auch in diesem Jahr breit gefächert. Es reichte von Hygienefragen in der Zahnmedizin über die Entwicklung mikrobiologischer Verfahren für den raschen Erregernachweis, radiobiologischen Fragestellungen bis hin zur Trinkwasserqualität im Einsatz bzw. zum Problemfeld „Food Safety“.

Zuhörende wie Jury waren von diesen eineinhalb Stunden Wissenschaftspräsentation auf hohem akademischem Niveau begeistert. Man spürte geradezu die Begeisterung der jungen Vortragenden für ihre Arbeit und auch das Herzblut, das die Teilnehmenden in diese und in die Vorbereitung ihrer jeweiligen Vorträge gesteckt hatten.

Die Entscheidung

Hätte es wie bei den Olympischen Spielen auch für diesen Wettbewerb so etwas wie ein Foto-Finish gegeben, so wäre dieses sicher zum Einsatz gekommen. In sechs Kategorien waren durch jeden Juryangehörigen je Vortrag insgesamt 40 Punkte zu vergeben. Der Summenzug aus den Bewertungen aller Jurorinnen und Juroren entschied dann über die Preisvergabe. Am Schluss gaben halbe Punkte den Ausschlag.

Die Bekanntgabe der Sieger war Highlight des am gleichen Tag stattfindenden Gesellschaftsabends, zu dem alle am Wettbewerb Teilnehmenden eingeladen waren. Bis gegen 22:00 h mussten sie auf die Entscheidung warten, die Generalarzt Prof. Dr. Becker dann (endlich) bekanntgab.

Gespannt warten die Teilnehmenden am Wettbewerb um den Heinz-Gerngroß-Förderpreis auf die Bekanntgabe des Ergebnisses durch den Präsidenten der DGWP e. V.

Den mit einem Preisgeld von 1000,- Euro ausgezeichneten zweiten Platz belegte Benedikt Masberg – mit 22 Jahren der jüngste Teilnehmer am diesjährigen Wettbewerb. Er studiert im Masterstudiengang Chemie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und hatte im Rahmen des Praktikums zu seiner Bachelor-Arbeit am Zentralen Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr München ein Verfahren zur Detektion von Antikoagulantien in Lebensmitteln entwickelt. Antikoagulantien sind auf Grund ihrer ubiquitären Verfügbarkeit (z. B. als Rattengift) zur Vergiftung von Lebensmitteln geeignet und spielen in Überlegungen auf dem Gebiet „Food Defense“ eine Rolle. Das von ihm entwickelte Verfahren nutzt im Einsatz bereits längst vorhandene Techniken, ist sehr kostengünstig und in höchstem Maße zuverlässig.

Benedikt Masberg erhält aus der Hand von Generalarzt Prof. Dr. Becker den 2. Preis.

Der mit 1 500,- Euro dotierte erste Preis ging an Oberstabsarzt Dr. Hanns Leonhard Kaatsch vom Institut für Radiobiologie der Bundeswehr in München. In einem Kooperationsprojekt mit der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie des Bundeswehrzentralkrankenhauses Koblenz untersuchte er die radiobiologischen Effekte moderner Computertomografie anhand von Veränderungen der Genexpression, Epigenetik und DNA-Schädigung peripherer Blutzellen nach CT-Bestrahlung. Die Entwicklung dieses Untersuchungsverfahrens hat auch Bedeutung für die Detektion möglicher Strahlenschäden im Rahmen des Medizinischen A-Schutzes bei Bestrahlung im Niedrigdosisbereich < 100 mSv.

Der Präsident der DGWMP e. V., Generalstabsarzt Dr. Schoeps, gratuliert Oberstabsarzt Dr. Kaatsch zu seinem Wettbewerbssieg.

Das Fazit

Nach dem diesjährigen Wettbewerb lässt sich feststellen, dass wissenschaftliches Niveau und Vortragsqualität erneut ausgezeichnet waren. Wer den Contest über die letzten Jahre verfolgt hat, muss feststellen, dass diese Entwicklung eine bemerkenswerte Kontinuität an den Tag legt. Und dieses ist ganz sicher im Sinne des Namensgebers dieses Nachwuchsforums der DGWMP e. V.

Es zeigte sich in diesem Jahr auch, dass Einrichtungen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr für zivile Studierende höchst attraktiv sind und die Betreuung eines Praktikanten z. B. im Rahmen einer Bachelor-Arbeit durch einen institutsangehörigen Wissenschaftler zwar einerseits mit einem gewissen Aufwand verbunden ist, aber eben auch zum gegenseitigen Nutzen gereicht, wie das Beispiel des Zweiplatzierten im diesjährigen Wettbewerb zeigt.

Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb. Für mich als Berichterstatter steht auf jeden Fall fest, dass ich auch im kommenden Jahr wieder als Zuhörer dabei sein werde, wenn es vom Leiter der Jury heißt: „So, Sie haben exakt 10 Minuten Zeit, uns Ihr Thema näher zu bringen. Die Zeit startet jetzt!“

Oberstarzt a. D. Dr. Peter Mees
Redakteur der Wehrmedizinischen Monatsschrift

 

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Teilnehmende am Wettbewerb um den
Heinz-Gerngroß-Förderpreis 20211

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Oberstabsarzt Dr. Hanns-Leonhard Kaatsch
Institut für Radiobiologie der Bundeswehr, München (1. Preis)

Benedikt Masberg, B. Sc.
Universität Düsseldorf, Institut für Chemie (2. Preis)

Oberstabsveterinär Dr. Katharina Müller
Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, München

Stabsarzt Luise Maria Schonhart
Bundeswehrkrankenhaus Ulm
Klinik II – Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie

Leutnant SanOA Stephanie-Quinta Wagner
Institut für Radiobiologie der Bundeswehr, München

Oberstabsapotheker Dr. Johannes von Einsiedel
Überwachungsstelle für öffentlich-rechtliche Aufgaben des Sanitätsdienstes West, Koblenz

Oberstabsarzt d. R. Dr. Madline Gund
Universität des Saarlandes Homburg
Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde