Wehrmedizinische Monatsschrift

Identifikation von Blutspendern zur Gewinnung von Rekonvaleszentenplasma (Poster-Abstract)

Niklas Kleina, Sandra Rojaka, Manuela Döhlaa, Marlies Brillatb, Bonny Klosed, Enrico Georgic; Sabine Zangec, Ralf Matthias Hagena

a Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Abteilung XXI – Mikrobiologie und Krankenhaushygiene

b Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Abteilung XXII – Transfusionsmedizin und Hämotherapie

c Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, München

d Bundeswehrkrankenhaus Berlin, Abteilung XVI – Laboratoriumsmedizin

 

Einleitung

Da effektiv wirksame Therapeutika und Impfstoffe zu Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie fehlten, wurde eine Vielzahl von experimentellen Therapien diskutiert, um die Zahl schwerwiegender Verläufe und von Todesopfern zu reduzieren.

Ein vielversprechender Ansatz wurde vom Paul-Ehrlich-Institut vorgeschlagen: Dieser sah den therapeutischen Einsatz von Rekonvaleszentenplasma mit dem Ziel vor, neutralisierende Antikörper von Spendern gegen SARS-CoV-2 bei akut Erkrankten als passive Immunisierung zu verwenden.

In einer Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen XXI (Mikrobiologie und Hygiene) und XXII (Transfusionsmedizin und Hämotherapie) des Bundeswehrzentralkrankenhauses (BwZKrhs) Koblenz sowie dem Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr (InstMikroBioBw) München sollten daraufhin prospektiv Blutspenden auf das Vorhandensein von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 mit dem Ziel untersucht werden, potenzielle Spender mit neutralisierenden Antikörpern gegen SARS-CoV-2 zu ermitteln, um deren Plasma als mögliches Therapeutikum gewinnen zu können.

Material und Methoden

Insgesamt 3 310 Blutspenden, die im Zeitraum vom 4. Mai 2020 bis zum 27. Januar 2021 durch die Abt. XXII des BwZKrhs Koblenz gesammelt worden waren, wurden auf das Vorhandensein von IgG-Antikörpern gegen SARS-CoV-2 untersucht. Das Spenderkollektiv bestand aus gesunden Soldatinnen und Soldaten sowie Zivilpersonen deutscher und französischer Staatsangehörigkeit. Im Arztgespräch zur Blutspende erfolgte eine erweiterte Anamnese zu Aufenthalten in Risikogebieten, COVID-19-typischen Symptomen, bzw. zu einer durchgemachten Erkrankung oder Kontakt zu Erkrankten zum Ausschluss einer akuten SARS-CoV-2-Erkrankung.

Die Blutseren der Spender wurden mittels CLIA der Firma Diasorin (Liaison® SARS-CoV-2 S1/S2 IgG) auf IgG-Antikörper gegen SARS-CoV-2 untersucht. Bei Proben, in denen Antikörper nachgewiesen wurden, folgte eine Testung zum Nachweis von neutralisierenden Antikörpern am InstMikroBioBw München. Dort erfolgte zunächst ein erneutes Screening mittels kommerziellem SARS-CoV-2 IgG-Antikörper-ELISA (EUROIMMUN); anschließend erfolgte bei allen hierbei positiven Seren eine Untersuchung mittels zellkulturbasiertem SARS-CoV-2-Neutralisationstest.

Ergebnisse

Von den insgesamt 3 310 Proben wurden 68 (2,1 %) als SARS-CoV-2-IgG-Antikörper positiv ermittelt. Von diesen wurden 28 Proben an das InstMikroBioBw München zur Untersuchung auf neutralisierende Antikörper verschickt. Nur 11 der 28 Proben waren auch im SARS-CoV-2 EUROIMMUN ELISA IgG-Antikörper positiv. Von diesen 11 Proben wiederum waren nur bei 2 Proben neutralisierende Antikörper gegen SARS-CoV-2 im zellkulturbasierten SARS-CoV-2-Neutralisationstest nachweisbar.

Abb. 1: Von ursprünglich 3 310 aus Blutspenden gewonnenen Proben konnten nur in 2 Fällen neutralisierende Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachgewiesen werden.

Diskussion und Fazit

Eine breite SARS-CoV-2-Durchseuchung der Bevölkerung, wie sie im Frühjahr 2020 von vielen Experten prognostiziert wurde, blieb zumindest bis Januar 2021 in unserem Kollektiv aus. Es hat sich mittlerweile auch gezeigt, dass bei Patienten mit leichten COVID-19-Verläufen SARS-CoV-2-spezifische Antikörper sowie deren neutralisierende Wirkung nur in einem kürzeren Zeitraum nach Infektion und auch nur in niedrigerer Konzentration nachweisbar sind als bei Patienten mit schwerem Verlauf. Somit hat sich das Screening von Blutspendern zur Gewinnung von Rekonvaleszentenplasmen zum Einsatz als Therapeutikum als ineffizient und nicht zielführend erwiesen.

Für eine effektive Antikörpertherapie bei Patienten mit COVID-19 müsste gezielt nach bereits genesenen Patienten mit entsprechender Verlaufsform gesucht und diese zur Spende geladen werden. Bei diesem Kollektiv kann ggf. von höheren Antikörperkonzentrationen ausgegangen werden.

Für die Verfasser

Oberstabsarzt Dr. Niklas Klein

Bundeswehzentralkrankenhaus Koblenz

Abteilung XXI – Mikrobiologie und ­Krankenhaushygiene

E-Mail: niklasklein@bundeswehr.org

 

Posterpräsentation beim 52. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie am 15. Oktober 2021 in Koblenz