Wehrmedizinische Monatsschrift

Editorial

Sehr geehrte Leserin,
sehr geehrter Leser,

seit nunmehr zwei Jahren bestimmt die COVID-19-Pandemie weite Bereiche unseres täglichen Lebens und stellt Gesundheitswesen, öffentliche Verwaltung, weite Bereiche der Wirtschaft, Schulen, die Bundeswehr – ja letztlich jeden einzelnen von uns – fast täglich vor neue Herausforderungen. Maßnahmen zur Eindämmung von Infektionen sind belastend, stoßen oft auf Unverständnis oder gar offenen und teils gewaltsamen Widerstand. Umso wichtiger ist es, dass wir das Vertrauen der Menschen in unseren Staat, in unser sehr gutes Gesundheitssystem und in unsere seriös forschenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhalten bzw. dort wieder aufbauen, wo es teilweise verloren gegangen scheint.

Vertrauen ist besonders für Streitkräfte essenziell. Dabei ist Vertrauen nie eine Einbahnstraße, sondern wirkt in alle Richtungen. Vertrauen erfordert sachgerechte Information, um Verständnis und Bereitschaft für die Erfüllung unbequemer oder auch gefährlicher Aufträge zu schaffen. Die Wehrpsychologie kann hierbei Hilfestellung geben, wie BÜHLER et al. in ihren Untersuchungen zur Quarantäneadhärenz bei Soldaten zeigen, die zur Verhinderung der Einschleppung von SARS-CoV-2 vor Verlegung in den Einsatz sich für zwei Wochen in Einzelisolation aufhalten mussten. Das Autorenteam konnte dabei Untersuchungsmethoden identifizieren, mit denen Faktoren bestimmt werden können, die die Quarantäneadhärenz beeinflussen. Ein Beitrag von PIEFKE et al. berichtet über eine Studie zur psychischen Gesundheit und Lebensqualität in Deutschland während der COVID-19-Pandemie und nimmt zu Rehabilitationsmöglichkeiten für Erkrankte Stellung. GLAUB und BLECKMANN nehmen das Problem von Kindern in den Fokus, bei denen Eltern psychisch erkrankt sind.

Das Titelbild dieser Ausgabe zeigt das Spielbrett eines ­„Serious Game“, das im Rahmen des Kurses „Tactical and Disaster Surgical Care“ (TDSC®) eingesetzt wird, der in der „Arbeitsgemeinschaft Einsatz-, Katastrophen- und Taktische Chirurgie“ (AG EKTC) der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) von Sanitätsstabsoffizieren aus Ulm und Koblenz entwickelt wurde. HOTH et al. stellen die im Rahmen einer erfolgreichen Kooperation mit der Universität der Bundeswehr München erfolgende schrittweise Digitalisierung des Kurses vor.

Fachgesellschaften sind unverzichtbarer Teil der Weiterentwicklung in allen Fachgebieten der Medizin. So leisten insbesondere die Arbeitskreise (AK) der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. (DGWMP e. V.) mit ihren Veranstaltungen regelmäßig wertvolle Beiträge, z. B. im Rahmen der Fortbildung und beim zivil-militärischen fachlichen Austausch. Sie finden in dieser Ausgabe Berichte aus den Sitzungen der AK Geschichte und Ethik der Wehrmedizin, Zahnmedizin, Wehrpharmazie sowie Veterinärmedizin, die anlässlich des 52. Jahreskongresses der DGWMP e. V. im Oktober 2021 in Koblenz durchgeführt wurden. Teilweise sind auch Kurzbeiträge zu dort gehaltenen Vorträgen abgedruckt.

Mitteilungen aus dem Sanitätsdienst und aus der DGWMP e. V. und eine Buchvorstellung runden diese Ausgabe ab, für deren Studium ich Ihnen viel Freude und Informationsgewinn wünsche.

Oberstarzt a. D. Dr. Peter Mees
Chefredakteur