Wehrmedizinische Monatsschrift

CT-BILDESSAY COVID-19

Exemplarische CT-Bildmuster des
Krankheitsverlaufes einer COVID-19-Pneumonie

 

Bastian Krull a, Benjamin V. Becker a, Kai Nestler a, Frank Müllerb, Daniel A. Veit a, Mathias Müller a, Stephan Waldeck a

a Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Abteilung VIII – Radiologie

b Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Klinik für Innere Medizin

 

Einleitung

Die schnell fortschreitende Entwicklung der Pandemie durch die Infektion mit dem neuartigen Coronavirus ­(corona-virus-disease, COVID-19) hat in Deutschland zu einem rasch zunehmenden Patientenaufkommen geführt. In diesem Kontext kommt es seit Beginn der Pandemie auch immer häufiger zu computertomografischen (CT) Untersuchungen von symptomatischen Verdachtsfällen und gesicherten Infektionen mit dem „severe acute respiratory syndrome coronavirus 2“ (SARS-CoV-2).

Problemstellung und Zielsetzung

Obwohl es sich bei COVID-19 um ein neuartiges Krankheitsbild handelt, konnte bereits gezeigt werden, dass die Erkrankung mit oft typischen CT-morphologischen Befundmustern einhergeht [6]. Diese Muster sind aber insbesondere in Zentren, die bisher noch nicht betroffen sind, weitgehend unbekannt. In Erwartung einer zunehmenden Ausbreitung der Pandemie in Deutschland wird jedoch voraussichtlich eine immer größer werdende Anzahl an Radiologen und klinisch tätigen Ärztinnen und Ärzten mit diesem Krankheitsbild und den entsprechenden Befundmustern konfrontiert werden. Mit diesem Bildessay wollen die Autoren anhand erster Erfahrungen typische Befunde aufzeigen, um die Diagnostik dieses neuartigen Krankheitsbildes zu erleichtern.

Ergebnisse

Die in der Abteilung VIII – Radiologie – des Bundeswehrzentralkrankenhauses (BwZKrhs) Koblenz im bisherigen Verlauf der Pandemie akquirierten Bildbefunde zeigen sich im Wesentlichen konform mit den in der Fachliteratur beschriebenen bildmorphologischen Veränderungen [1-3][5]. In frühen Stadien der Erkrankung sind in erster Linie peripher und dorsobasal gelegene, typischerweise rundlich bis ovalär konfigurierte Milchglasinfiltrationen (sog. „ground-glass-opacities“ – GGO) zu beobachten (Abbildung. 1). Diese sind meist bilateral verteilt. Begleitend sind häufig subpleural auftretende, bandförmige Transparenzminderungen („subpleural fibrous bands“) erkennbar (Abbildung 2). Im weiteren Verlauf kommt es in der Regel zu Transformationen der Milchglasinfiltrationen zu einem „crazy paving“-Muster, hervorgerufen durch eine zunehmende Akzentuierung intra- und interlobulärer Septen (Abbildung 3). Bei einem Fortschreiten der pulmonalen Beteiligung entwickeln sich in den betroffenen Arealen Konsolidierungen (Abbildungen 4 und 5). Seltener kann auch ein „halo“-, respektive „reversed-halo“-Zeichen angetroffen werden. Das Maximum der radiologischen Befundausprägung wurde in unserem Patientenkollektiv nach ungefähr 10 Tagen erreicht.

Als nicht typisch bzw. richtungsweisend im Hinblick auf eine pulmonale Manifestation von COVID-19 haben sich unserer Erfahrung nach unter anderem streng unilaterale Veränderungen, typische Lobärinfiltrate, eine mediastinale Lymphadenopathie sowie ausgedehnte Pleuraergüsse erwiesen. Einschränkend muss in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, dass bakterielle Superinfektionen auf dem Boden einer SARS-CoV-­2-Infektion zu einem veränderten bildmorphologischen Befundmuster führen können. An sich untypische Bildbefunde dürfen somit keinesfalls als ein Ausschlusskriterium verstanden werden.

Abb.1: Bilaterale und peripher betonte Infiltrate mit überwiegend milchglasartigen Veränderungen; rechts dorsobasal zeigt sich bereits der Übergang in ein „crazy-paving“-Muster (78-jähriger Patient mit positivem Labortest, ca. 8 Tage nach Symptombeginn)

Abb. 2: Bilateral basal deutliche subpleurale Bänder; begleitend initiale Konsolidierungen sowie partiell erfasste fleckförmige Milchglastrübungen (46-jähriger Patient mit positivem Labortest, ca. 12 Tage nach Symptombeginn)

Abb. 3: Klassisches „crazy-paving“-Muster betont rechts dorso-basal; vereinzelte fleckförmige Milchglasinfiltrate (50-jähriger Patient mit positivem Labortest, ca. 10 Tage nach Symptombeginn)

Abb. 4: Mischbild zu späterem Zeitpunkt: Basal beidseitig deutliche Konsolidierungen mit aufgelagertem „crazy-paving“ und noch flauen Milchglasinfiltraten (59-jähriger Patient mit positivem Labortest, ca. 12 Tage nach Symptombeginn)

Abb. 5: Schwere Verlaufsform bei einem aus Italien übernommenen, langzeitintubierten Patienten (47 Jahre alt) zu späterem Zeitpunkt der Infektion: Typische Spätmanifestation mit disseminiertem, fleckförmigen Konsolidierungen samt aufgelagertem „crazy-paving“, subpleuralen fibrösen Bändern und nur noch residuellen Milchglasinfiltraten

Fazit und Ausblick

Die Diagnose des neuartigen Krankheitsbildes COVID-19 basiert gegenwärtig in erster Linie auf labortechnischen Methoden (direkter Virusnachweis mittels Polymerase-Kettenreaktion). In Ermangelung ausreichender Testkapazitäten, bei wiederholt negativen Labortestungen, unter hochgradigem klinischen Verdacht auf eine Infektion oder auch zur Verlaufskontrolle bereits bekannter pulmonaler Veränderungen eignet sich die Computertomografie als ergänzendes Werkzeug zur Diagnosestellung, da sich die pulmonalen Manifestationen einer SARS-CoV-2 Infektion in vielen Fällen als charakteristisch und offenbar auch interindividuell gut repro­duzierbar erweisen. International gibt es bereits erste Vorschläge für eine systematische bildmorphologische Klassifikation [4].

Literatur

  1. Bernheim A, Mei X, Huang M et al.: Chest CT findings in coronavirus disease-19 (COVID-19): relationship to duration of infection. Radiology 2020: 200463. mehr lesen
  2. Inui S, Fujikawa A, Jitsu M, Kunishima N et al.: Chest CT findings in cases from the cruise ship “Diamond Princess” with coronavirus disease 2019 (COVID-19). Radiology: Cardiothoracic Imaging 2020; 2(2): e200110. mehr lesen
  3. Li Y, Xia L: Coronavirus Disease 2019 (COVID-19): Role of chest CT in diagnosis and management. American Journal of Roentgenology 2020: 1-7. mehr lesen
  4. Radiology Assistant: COVID-19 CORADS Classification. , letzter Aufruf 2. April 2020. mehr lesen
  5. Shi H, Han X, Jiang N et al.: Radiological findings from 81 patients with COVID-19 pneumonia in Wuhan, China: a descriptive study. The Lancet Infectious Diseases 2020; 20(4): 425-434. mehr lesen
  6. Wong HYF, Lam HYS, Fong AH-T et al.: Frequency and Distribution of Chest Radiographic Findings in COVID-19 Positive Patients. Radiology 2020: 201160. mehr lesen

Bildquellen: BwZKrhs Koblenz, Abteilung VIII – Radiologie

Manuskriptdaten

Zitierweise

Krull B, Becker BV, Nestler K, Müller F, Veit DA, Müller M, Waldeck S: Exemplarische Bildmuster des Krankheitsverlaufes einer COVID-19 Pneumonie. WMM 2020; S1: e2.

Für die Verfasser

Oberfeldarzt Dr. Bastian Krull

Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz

Abteilung VIII – Radiologie

Rübenacher Str. 170, 56072 Koblenz

E-Mail: bastianfelixkrull@bundeswehr.org