DGWMP E. V.: ARBEITSKREIS VETERINÄRMEDIZIN
Sitzung des Arbeitskreises Veterinärmedizin am 15. Oktober 2021
Michael Nippgena
a Überwachungsstelle für öffentlich rechtliche Aufgaben des Sanitätsdienstes der Bundeswehr Ost, Potsdam
Das neue Format des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehpharmazie e. V. (DGWMP e. V.) hat auch den Arbeitskreisen deutlich mehr Raum für wissenschaftliche Vorträge eingeräumt. Erstmalig konnten so auch für den Arbeitskreis Tiermedizin (AKVet) zwei Vortragsblöcke eingerichtet werden. Dabei beschäftigte sich ein Vortragsblock mit dem Themenbereich Lebensmittelhygiene/Lebensmittelrecht und ein weiterer Vortragsblock mit dem Thema Afrikanische Schweinepest, was dem Arbeitskreis durch die eigene Betroffenheit in Sachsen und Brandenburg naturgemäß „unter den Nägeln brennt“. Der Leiter des AKVet Oberstveterinär Dr. Michael Nippgen, konnte trotz Corona-Auflagen 24 Teilnehmende zu einem spannenden und fachlich anspruchsvollen Programm begrüßen.
Wissenschaftliches Programm
Herausforderungen bei Etablierung und Umsetzung von Listerien-Präventionskonzepten in Lebensmittelunternehmen 1
Dr. Marcus Langen vom Dr. Berns Laboratorium, Neukirchen-Vluyn berichtete über die Schwierigkeiten und Probleme bei der Minimierung der Gefahr des Listerieneintrags in der Lebensmittelproduktion. Listerien sind kein Paradox sondern ein allgegenwertiger Nischenkeim. Daher ist eine umfassende Analyse der Eintragswege der Nischen- oder Rückzugsorte in einem Betrieb, der Reinigungs- und Desinfektionstechniken sowie ein adäquates und problemorientiertes Monitoring von entscheidender Bedeutung in der Prävention wie auch in der Sanierung von Problembetrieben. In einem sehr lebendigen und ansprechenden Vortrag gab Dr. Langen neben grundsätzlichen Verfahrensweisen auch ansprechende Negativ- und Postivbeispiele für organisatorische wie bauliche Lösungsansätze in der Listerienprävention.
Aktuelles aus der Lebensmitteluntersuchung Rheinland-Pfalz
Oberfeldveterinär d. R. Dr. Roland Lemcke vom Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz, Koblenz befasste sich mit aktuellen Ergebnissen und auffälligen Befunden aus der Lebensmitteluntersuchung in Rheinland-Pfalz. Nach einer kurzen Vorstellung des Aufbaus und Leistungsumfangs des Landesuntersuchungsamtes und einem kurzen Diskurs über die Auswirkungen des Corona-Lockdowns auf Getränkeschankanlagen und kommerzielle Milchaufschäum-/Kaffeevollautomaten, welche mangels Durchsatz zu verstärkter Biofilmbildung neigten, zeigte er eine Fülle von Lebensmittelbeanstandungen aus dem vorangegangenen Untersuchungsjahr. Dabei reichte die Palette von Beanstandungsproben mit Verdacht auf Vergiftung (Maiglöckchen anstelle von Bärlauch) über typische mikrobielle Kontaminationen/mikrobiellen Verderb bis hin zu Fremdkörperbeanstandung, wie z. B. einer goldenen Teilzahnprothese in einer vollständig geschlossenen Fischkonserve.
Abb. 1: Zahnprothese als Frendkörper in einer Fischkonserve
Afrikanische Schweinepest: Erfahrungen mit alternativen Methoden zur Reduktion der Schwarzwildpopulation im Tierseuchenfall 2
Oberstabsveterinär Verena Steudel aus der Überwachungsstelle für Öffentlich-Rechtliche Aufgaben des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Potsdam stellte nach einer kurzen Vorstellung der Erkrankung ASP die Entwicklung der Ausbreitung in Europa und Deutschland dar. Im Anschluss daran erläuterte Sie die aktuelle Situation und Bedrohungslage durch die ASP in der Bundeswehr in Brandenburg und Sachsen. Sie beschrieb die mit den unterschiedlichen Entnahme- und Detektionsmethoden für Wildschweine gemachten Erfahrungen. Als Fazit ihres ausführlichen, fundierten und engagierten Vortrages lassen sich vor allem der Einsatz von speziellen Drohnen zum Auffinden von Rotten und die zugehörige gezielte Entnahme sowie der Pig-Brig Netzfang als besonders innovative und effektive Maßnahmen klassifizieren.
Zersetzung von Wildschweinkadavern und wie die Liegezeit geschätzt werden kann
Dr. Carolina Probst vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Berlin trug zu den Zersetzungsvorgängen und Zersetzungsgeschwindigkeiten von Wildschweinkadavern in der freien Natur vor. Im Rahmen der Bekämpfung der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest ist bei Auffinden von Kadavern für die Einrichtung von Restriktionszonen wichtig, eine Information über die Liegezeit bzw. den ableitbaren Todeszeitpunkt zu haben. Während bei den unmittelbaren Todesanzeichen in den ersten Stunden der Todeszeitpunkt gut zu schätzen ist, wird mit zunehmender Dauer der Zersetzung die Einschätzung aufgrund der stark sonnen-, temperatur- und feuchtigkeitsabhängenden Zersetzungsprozesse zunehmend schwieriger. Frau Dr. Probst gab in einer anschaulichen und spannenden Präsentation zahlreiche Beispiele für verschiedene zeitskalierte Zersetzungsstadien bei entsprechenden kategorisierten Rahmenbedingungen.
Dank und Fazit
Der Vorsitzende des AKVet bedankte sich mit seinem Schlusswort bei den Referentinnen und Referenten für die fachlich hervorragenden Vorträge. Er betonte die Wichtigkeit des engen fachlichen Austausches insbesondere bei der Tierseuchenbekämpfung. Für den 53. Jahreskongress 2022 würde wieder eine gemeinsame zivil-militärische Veranstaltung geplant.
Oberstveterinär Dr. Michael Nippgen
E-Mail: michaelnippgen@bundeswehr.org
1 Der Beitrag wurde in der Ausgabe 12-2021 der WMM bereits veröffentlicht
2 Kurzfassungen der Beiträge von STEUDEL und PROBST finden Sie in dieser Ausgabe.